70 Jahre Autobahnspinne Dresden

Das Jubiläum wird am 7./8. Mai 2022 nachgeholt

Am 07.-08. Mai 2022 wird das 70-jährige Jubiläum der Autobahnspinne nachgeholt, das coronabedingt ausfallen mußte. Die Veranstalter freuen sich auf jede Menge Motorsport, tolle Maschinen, gute Stimmung, bestes Wetter und viele Gäste.

Zum Wochenende gibt es rund um die Rennstrecke viel zu erleben: Vor allem im Fahrerlager an der Marsdorfer Straße oder der Händlerwiese an der Alten Moritzburger Landstraße. An den Eingängen erhalten Sie außerdem das Programmheft mit allen Klassen, Rennzeiten und Teilnehmern.
Im Dresdner Raum soll es neben anderen Fahrern der Cossebauder Rennfahrer Helmut Zimmer gewesen sein, der die Idee äußerte, den Bereich des Autobahndreiecks Dresden Nord als Rennstrecke zu nutzen. Durch die Schaffung einiger fester Übergänge über den Grünstreifen (es gab damals noch keine Leitplanken) kam es zu einer Rennstrecke, die schließlich aufgrund ihrer Streckenführung die Bezeichnung „Autobahnspinne“ erhielt. Die relativ gut erhaltene Autobahnbetondecke galt zu dieser Zeit als ein fast idealer Fahrbahnbelag für Rennsportzwecke. Mit einer Streckenlänge von 6,443 km (später 5,3 km) entsprach sie den damals üblichen Distanzen für Rundstrecken. Mit zwei Ausnahmen (1956 und 1968) diente sie nun von 1951 bis 1971 der Durchführung internationaler Motorrad- und Wagenrennen. Fahrerisch galt der Kurs als nicht besonders herausfordernd, jedoch war die Wahl der richtigen Übersetzungen aufgrund der Spitzkehren und langer Geraden nicht gerade einfach. Knifflig war es für die Fahrer lediglich im sog. „Karussell“, einem fast kreisrunden Streckenteil, der zudem noch mit Granit – Kleinpflaster als Fahrbahnbelag versehen war. Für die Zuschauer war natürlich, speziell bei den Seitenwagenrennen, dieser Streckenabschnitt der wohl attraktivste.
Im Karussell
Foto: Kluge, Dresden
Am Start
Beim ersten Rennen 1951 waren beim Veranstalter 650 Nennungen eingegangen, von denen aus zeitlichen Gründen 380 bestätigt werden konnten. Man fuhr in den Leistungsklassen Nachwuchs, Ausweis und Lizenz; und um möglichst vielen Fahrern eine Startmöglichkeit zu geben, ließ man z.B. die Klasse B bis 350 ccm Lizenz zusammen mit der Klasse A bis 250 ccm Lizenz starten. Dabei erhielten die Fahrer der 350 er Klasse einen blauen Helmüberzug und die der 250er einen roten. Jeweils 5 Läufe pro Samstag und Sonntag wurden von den Fahrern der Motorräder, Seitenwagengespanne und Rennwagen den Zuschauern präsentiert. In Anbetracht der damaligen technischen Möglichkeiten war dies eine gewaltige organisatorische Leistung. 1955 fuhr man auf einem leicht veränderten Kurs (sog. Kleine Autobahnspinne), da es in einigen Streckenbereichen zu Fahrbahnschäden (Plattenhebungen) gekommen war. Vermutlich aus gleichem Grund fiel das 56er Rennen aus. Auch das geplante Rennen 1968 musste aufgrund der politischen Situation (Prager Frühling) abgesagt werden. Was die Internationalität des Fahrerfeldes anbetrifft, so konnte sich die „Spinne“ natürlich nicht mit dem Sachsenring oder dem Schleizer Dreieck messen, jedoch brachten im Laufe der Jahre ca. 15 Länder ihre Fahrer zur Dresdner Autobahnspinne. Immerhin tauchen in der Liste der Starter solche bekannte Namen auf wie Luigi Taveri, Bob Coulter, Ginger Molloy, Kent Andersson, Freddy Kottulinski,oder die deutschen Kurt Ahrens sen. und jun., Deubel/Höhler, Schneider/Strauß, Faust/Remmert, Fath/Wohlgemut, Camathias/Föll, Butcher/Schmidt, Luthringshauser/Vester und der WM -Dritte Heinz Rosner. Mit dem Bau der Berliner Mauer brach die BRD die sportlichen Beziehungen zur DDR ab. Damit waren Starts von westdeutschen Fahrern nicht mehr möglich.
Das letzte Rennen auf der Dresdner Autobahnspinne fand 1971 statt. Aus den unterschiedlichsten Gründen wurden danach die Rennen auf Autobahnkursen eingestellt (Bernauer Schleife 1973, Bautzner Autobahnring 1974). Ihre Zeit war abgelaufen. In der Erinnerung derer, die sie miterleben konnten, bleiben sie ein von besonderem Flair geprägtes Stück deutscher Motorsportgeschichte

Textauszüge: Jürgen Ehrhardt

www.autobahnspinne.de
Foto: Rührschneck+Knees, Dresden