Karl-Heinz Walther zum 85. Geburtstag

Simson-Motorenentwickler 85 Jahre

Seit Beginn der Serienfertigung des Simson Kleinrollers KR 51 „Schwalbe“ im Februar 1964 sorgten in den Suhler 50 cm³-Fahrzeugen (mit Ausnahme der ersten Ausführung des SR 4-1) Motoren aus dem eigenen Haus für kraftvollen Vortrieb. Just im Jahr 1958, als endlich die Entwicklung der kleinen Zweitakter begann, startete Karl-Heinz Walther mit gerade einmal 20 Jahren seine berufliche Karriere im VEB Simson Suhl. Der junge Ingenieur hatte an der renommierten Zwickauer Fachschule für Kraftfahrzeugbau eine solide Ausbildung zum Konstrukteur genossen, er begann in Suhl sofort im Konstruktionsbüro in der Gruppe Motor zu arbeiten. Rückblickend hat er zwei glückliche Umstände hervorgehoben, die seinen erfolgreichen beruflichen Werdegang am Anfang ermöglichten: Er konnte verhindern, daß er im Bereich Technologie eingesetzt wurde und er kam in ein unglaublich junges Entwicklungskollektiv. Er beschreibt den Geist, der da herrschte, mit den Worten hochmotiviert und enthusiastisch. Als feststand, daß Simson-eigene kleine Zweitaktmotoren die neue Baureihe von Moped, Mokick und Kleinkraftrad und den neuen Kleinroller antreiben sollten, machten sie sich an die Arbeit, getragen von dem Ziel, Fahrzeuge zu bauen, die zwei Personen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h befördern konnten. Dafür entwickelte das Kollektiv die legendäre Baureihe M 52/53/54, die in vielen Variationen produziert wurde. Der M 54 war 1963/64 auch die Grundlage für die Entwicklung des Motors für die erste Six-Days-Sibervasen-Siegermaschine Simson GS 50 / GS durch die Sportabteilung des Suhler Werkes.
Foto: Manfred Ratzinger
Entwicklungsarbeit verstand Walther stets als Gemeinschaftsarbeit. Die Zusammenarbeit mit den Entwicklern in den zahlreichen Zulieferbetrieben und mit den in den sechziger Jahren führenden Zweitaktspezialisten in Zschopau war für ihm besonders wichtig. Er war auch ein leidenschaftlicher Testfahrer bei der Erprobung der Prototypen sowie von Serienfahrzeugen.
Foto: Patrice Marker
Er hat stets daran gearbeitet, das unter den schwierigen ökonomischen Bedingungen maximal Mögliche zu entwickeln, was ihm auch gelang. Jedoch war es ihm nicht vergönnt, alle Entwicklungen realisiert zu sehen. Aber die unter seiner Verantwortung entstandenen nachfolgenden Motorenbaureihen – u.a. M 53/1, M 53/2 und besonders M 531/541/741 – waren so gut gelungen, daß sie, millionenfach produziert, auch heute noch von vielen Simson-Fahrern als das Maß der Dinge in der kleinen Hubraumklasse betrachtet werden. Für den „Vater“ dieser nach dem Baukastenprinzip kreierten Motorentypen war es selbstverständlich, bei der Entwicklung die fertigungstechnischen Probleme ebenso im Auge zu haben wie die Leistungs- und Verbrauchsparameter. Mit der Wende kam für Karl-Heinz Walther auch der Abschied vom Traditionsbetrieb Simson, er arbeitete noch einige Jahre beim Hersteller Solo. Wie die anderen ehemaligen Ingenieure und alle Suhler Fahrzeugbauer kann Karl-Heinz Walther heute auf sein erfolgreiches Lebenswerk zurückblicken, indem er die vielen Simsonfahrzeuge, die vor allem von jungen Menschen gefahren werden, im Straßenbild betrachtet und diesen Anblick genießt.

Text: Eckhard Griebel