Lada 2107

Die Restaurierung des Lada 2107 unseres Lesers Martin Wundrack

Kapitel 1: Erfolgreiche Suche

Zu Gast bei Freunden in Bulgarien wurde 2012 der Gedanken geboren, sich wieder mal einen Lada zuzulegen. Es wurde ein roter BA3 2106 vom Bulgarischen Komitee für Sicherheit. Trotz 12 Litern Hohlraumkonservierung und reichlich Unterbodenschutz trennte uns die Hauptuntersuchung im Jahre 2018. Nach knapp 7 Jahren Freude daran, beschloß ich, den korrosionsgeschwächten Wagen nicht mehr aufzubauen. Nachdem der Traum eines 1600er Ladas geträumt und gelebt war, sollte nun ein gut erhaltener Lada 1500S, ein BA3 2107 her. Der sogenannte „Mercedes des Ostens“ war die Krone der Schöpfung für den Normalsterblichen DDR-Bürger und vor der Wende meist unerreichbar. Das erste Ergebnis meiner Suche war ein dunkelblauer 2107 mit 1600 cm³-Motor, Fünfganggetriebe und hellgrauer Innenausstattung in Brüssel für 3000.-€. Ein sehr schönes Auto – auf den ersten Blick. Nachdem der Flug nach Belgien gebucht war, schickte mir der Verkäufer hochauflösende Fotos, in denen ein rostbraunes Fahrwerk zu erkennen war, schlecht instandgesetzten Kotflügelspitzen, rostige Schweller, eine eingedrückte Heckschürze usw. Ich stornierte den Flug und fand einen weißen Lada 2107 in Kamenz bei einem Händler, der auf den Bildern recht gut aussah. Nach einem netten Telefongespräch fuhr ich hin und schaute mir das Auto an.
Lada 2107
Lada 2107
Das Fahrzeug machte einen guten Eindruck. Die mitgebrachte Magnetfolie haftete überall. Nur am Schweller links vor dem hinteren Radlauf fand sich ein kleines Rostloch. Was soll’s… Ok, das Auto war über 30 Jahre alt und die Lüge von völlig rostfreien Fahrzeugen aus Togliatti kann jeder selbst bewerten. Der Innenraum und der Antriebsstrang machten ebenfalls einen guten Eindruck.
Lada 2107
Lada 2107
Leider war die Lackierung, teilweise „liebevoll“ mit dem Pinsel nachgemalt, nicht ganz so schön. Die Schalttafel war mit schwarzer Folie beklebt, um den mittigen Riß zu kaschieren. Der Verkäufer erzählte noch, daß sich fast ein halbes Jahr keiner für das Auto interessierte. Heute hätte er schon drei Nachfragen gehabt. Als Autoverkäufer hätte ich das sicher auch erzählt. Voller Euphorie und blinder Begeisterung schlug ich zu und holte das Auto eine Woche später mit dem Anhänger aus Kamenz ab.
Lada 2107
Lada 2107
Ich war sehr stolz auf meine Errungenschaft. Zu meinem persönlichen Pech, mußte ich eine gesundheitliche Pause einlegen und konnte mit der Wiederinbetriebnahme nicht sofort loslegen.

Kapitel 2: Pionierauftrag "Weißgardist"

Nach erfolgreicher Gesundung und dem pünktlich eingetroffenen Coronavirus, hatte ich durch Kurzarbeit viel Zeit, das Projekt „Weißgardist“ zu beginnen. Mit dem technischen Teil zu starten, sollte sich erst später als Reinfall entpuppen. Das alte Vierganggetriebe wich einem neuen Fünfganggetriebe und eine neue Kupplung mit Schwungscheibe fand ihren Weg in den 07er. Der Gedanke, alle Gummibuchsen zu ersetzen, wurde zugunsten neuer Querlenker und Führungsstäbe verworfen. Ein Satz Gasdruckstoßdämpfer ergänzte die Fahrwerksinstandsetzung. Die Bremsanlage wurde vom Vorbesitzer komplett erneuert und benötigte keine weitere Zuwendung. Die Vergasereinstellung wollte nicht so recht klappen und die Entscheidung für einen neuen Vergaser war schnell gefallen.
Zu guter Letzt ersetzte ich noch alle Schmierstoffe und sonstigen Flüssigkeiten. Nun stand dem Zerlegen des Weißgardisten für kleinere Ausbeularbeiten und für die neue Lackierung nichts mehr im Wege. So dachte ich zumindest…
Lada 2107
Lada 2107
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Kapitel 3: Der Spachteldampfer

Mit Hilfe einer DDR Kippvorrichtung begann ich, den Lada für die Lackierung zu zerlegen.
Lada 2107
Lada 2107
Das Unheil nahm seinen Lauf. Für die Lackierung wollte ich natürlich kleine Roststellen fachgerecht instandsetzen und die ganzen kleinen Beulen und Dellen ausgleichen. Die schon bekannten kleineren Durchrostungen im Schwellerbereich sollten verschweißt werden. Mit abnehmenden Anbauteilen vervielfachten sich die kleinen rotbraunen Stellen, welche mich bei einem über 30 Jahre alten Lada nicht wirklich überraschten. Blöd war nur, daß diese Stellen immer mehr wurden und ich mich schon ärgerte, all diese Dinge vor lauter Begeisterung für das Fahrzeug nicht vorher gesehen zu haben. Liebe macht blind. Um alle Schadstellen großflächig instandsetzen zu können, wollte ich sie natürlich blank schleifen. Mit Hilfe des „Negerkekses“ und der Bohrmaschine ging es los. Nur war da nicht allzuviel, was blank werden konnte. Viele Stellen, an denen meine Magnetfolie beim Kauf super gehalten hatte, waren teilweise mit gut 5 mm dicker grau/grüner Spachtelmasse überzogen. Einige Bereiche wurden schon mit lieblos aufgeklecksten Blechen stabilisiert. Die rote Pest wurde mehr und mehr und ich immer mißmutiger. Jedoch mußte es weiter gehen. Die Blöße, so einen Spachteldampfer gekauft zu haben, wollte ich mir nicht geben. Außerdem hat die Auffrischung der technischen Komponenten schon Zeit und Geld verschlungen, die nicht umsonst gewesen sein sollten. Dummerweise machte mir die Arbeit Spaß. Ohne viele technische Hilfsmittel kam ich mir vor wie zu Zeiten meiner Lehre, welche nun schon solange zurücklag wie das Geburtsdatum des Ladas vor 30 Jahren. Jeder Schliff legte mehr und mehr Schrott frei, es nahm kein Ende…
Lada 2107
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Aller Mißmut über das Gefundene sollte sich noch steigern. Da ich mir gut vorstellen konnte, wie es unter den Blechen aussah, schnappte ich mir Hammer und Meißel, den Winkelschleifer mit Trennscheibe und befreite meinen Weißgardisten von Teilen seiner Außenhaut. Darunter sah es noch verheerender aus. Ich hatte das Gefühl, der Wagen hat noch nie eine fachgerechte Hohlraumkonservierung gesehen. Werkseitig gab es anscheinend nichtmal eine Tauchgrundierung. Unter der Beplankung kam größtenteils blankes Blech zum Vorschein. Zugegeben, blank war es nicht mehr. Nun kam der Punkt an dem ich mir eingestand, hätte ich die Technik nicht vorher schon in Ordnung gebracht, hätte ich das Ding jetzt in die Hände der „Verdienten Presse des Volkes“ gegeben und verschrottet. Doch zu spät, ich machte weiter…
Lada 2107
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Lada 2107
Da gab es nur eine sinnvolle Möglichkeit, der braunen Pest auf den Leib zu rücken. Angriff auf der ganzen Linie, großzügig herausgeschnitten und blankgeschliffen. Dies möglichst in einfachen Formen, um die Anfertigung der Reparaturbleche so einfach wie möglich und somit zeitökonomisch zu gestalten. Bislang hatte ich vom Thema Rostumwandler wenig gehalten. Bei meinem 2107 kam dieser nun oft zum Einsatz und erzielte recht gute Ergebnisse.
Lada 2107
Lada 2107
Zusätzlich zu den vielen, vielen kleineren Reparaturblechen kamen neue Kotflügel, Schweller und eine Kühlerschürze zum Einsatz. Leider sind die neuen russisch/ukrainischen Teile nicht nur preiswert, sie sind einfach nur billiger Plunder. Dies erfordert viel Zeit fürs individuelle Anpassen der Karosserieteile. Spaß macht das keinen mehr! Die Passungen sind katastrophal. Beim Vergleich der beiden Kotflügelbänke stellte sich ein Höhenunterschied von sage und schreibe 12 mm heraus!
Lada 2107
Lada 2107
Es war nun erforderlich, den linken Kotflügel von der Kotflügelbank zu lösen, diese gut 1 cm zu kürzen und den Kotflügel völlig neu an seine Aufnahme anzupassen. Dies sind alles Arbeiten, mit denen der Gelegenheitsschrauber deutlich überfordert sein dürfte. Das ist etwas für einen echten „Blechbieger“. Das Ergebnis konnte sich dennoch sehen lassen.
Lada 2107
Lada 2107
Zur Vorbereitung für den Lackauftrag sind umfangreiche Spachtel- und Abdichtarbeiten notwendig. Je dunkler der Farbton sein soll, desto genauer müssen diese Arbeiten durchgeführt werden. Weiß oder Silber sind sehr dankbare Farbtöne und verzeihen kleinere Unachtsamkeiten. Um eine wirklich glatte Oberfläche zu erzeugen, empfiehlt es sich, die Hände von allen Schleifmaschinen zu lassen. Große, von Hand bewegte Schleifklötze mit möglichst frischem Schleifpapier ergeben oft das beste Ergebnis um einer Fläche die gewünschte glatte Oberfläche zu geben. Spachtelstellen sind hygroskopisch. Sie sollten immer mit Rostschutz bzw. Washprimer gegen Feuchtigkeit geschützt werden und niemals wird Spachtelmasse naß geschliffen. Um sein Oberflächenergebnis zu prüfen und das blanke Blech vor dem eigenen Handschweiß zu schützen, sind feine Stoffhandschuhe, wie sie einige Fahrzeughersteller zusammen mit abnehmbaren Anhängerkupplungen liefern, die beste Wahl. Der nun neu auf der Kotflügelbank angebrachte Kotflügel war leider in der Bündigkeit zur Motorhaube noch nicht ganz optimal. Die hinteren Seitenteile benötigten auch eine Oberflächenoptimierung. Auch wenn hier oft diverse Polyesterspachtel zum Einsatz kommen, ist Schwemmzinn die Wahl des Fachmanns. Leider ist die Fähigkeit der Verarbeitung des Materials in den Jahren immer mehr verlorengegangen. Der aktuell angebotenen 2K-Epoxidharzspachtel oder Schwemmzinnersatz ist eine sehr gute Alternative. Unter Karosseriedichtmasse zum Abdichten von Fugen, sollte immer ein 2K-Grundierfüller aufgetragen werden.
Lada 2107
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Selbstverständlich sind auch die Falze nach dem Entrosten und Grundieren mit Karosseriedichtmasse zu versiegeln. Das Dach mußte großflächig ausgebeult werden. Die Ausschnitte der Front- und Heckscheibe waren auch unterrostet und mußten bearbeitet werden. Der Vorbesitzer des Wagens schien ein großer Freund sperriger Gegenstände gewesen zu sein. Mit besonderer Freude schien er diese gern mit Hilfe der Kofferklappe in den Kofferraum zu pressen. Dabei zog sich die Heckklappe viele Beulen zu. Es ist nicht ganz einfach, eine neue Kofferklappe für einen Lada 2107 zu bekommen. Oft wird einem die Klappe des Lada 2105 angeboten. Diese paßt zwar auch in den Karosserieausschnitt, hat jedoch rechts und links zwei Absetzungen. Der Deckel des Lada 2107 war und ist bis Anfang der 2000er Jahre glatt. Das Loch für den Schließzylinder der Heckklappe muß am Neuteil unbedingt nachgearbeitet werden. Das Loch ist viel zu klein und auch nicht in der Mitte. Natürlich sind die Neuteile auch nicht an den Kanten versiegelt. Ein schönes Beispiel für die russische „Nicht ganz Perfektion“.
Lada 2107
Lada 2107

Kapitel 4: Oberflächenveredelung am Lada 2107

Nach der umfangreichen Karosserieinstandsetzung, welche zugegebenermaßen betriebswirtschaftlich nicht mal mehr in Eigenleistung einen wirklichen Sinn ergibt und dennoch stolz auf das bisher erreichte Ergebnis, war es nun Zeit, das Auto in die geschulten Hände des Oberflächenveredlers, kurz Lackierers zu geben. Ein Preisvergleich ist hier dringend zu empfehlen. Preise von 4500.-€ und mehr werde gern genannt. Jedoch werden die Preis immer geringer, je näher man der polnischen Grenze kommt. Die Konkurrenz auf der anderen Seite der Grenze ist derart groß, daß die Lackierfirmen auf der deutschen Seite gute Angebote machen, wenn man keinen zeitlichen Druck aufbaut und das Auto zu einer Zeit zu ihnen bringt, wenn es im Werkstattablauf des Lackierbetriebes gut paßt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Da der Lada vorher schon weiß war, ist er es nun wieder geworden. Leider fehlte es dem Lackierer an Zeit, den Motorraum mit auszulackieren. Glücklicherweise ist es heute kein Problem mehr, den passenden 2K-Lack in entsprechenden Lackspraydosen gebrauchsfertig zu bekommen. Allerdings sollte man bei allen Lackier-, Klebe- und Konservierungsarbeiten immer auf eine ausreichende Oberflächentemperatur von mindestens 20°C achten.
Lada 2107
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Um zu verhindern, daß „Väterchen Rost“ sofort wieder zuschlägt, ist der Hohlraumkonservierung besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Was das Material zu Konservierung angeht, hat jeder seine eigene Philosophie. Ich bin kein Freund aufgewärmter Fetten. Sobald es im Sommer wärmer wird läuft diese Konservierung überall wieder raus und versaut einem Innenausstattungen und Klamotten.* Ich habe gute Erfahrungen mit klassischem Hohlraumkonservierungsmittel z.B. von Volkswagen gemacht. Dieses hat eine hohe Kriechfähigkeit und eine gute Benetzbarkeit selbst auf blanken Blechen, besitzt hohe Korrosionsschutzanteile und verdrängt Feuchtigkeit. Hier sollte man auch nicht sparen beim Einbringen in die Hohlräume. Wenn man nicht weiß, wo Hohlraumkonservierung am Lada notwendig ist, sollte man sich belesen. Nur die Stellen zu konservieren, an die man gut rankommt, hat keinen Sinn. Zur fachgerechten Verteilung des Konservierungsmittels ist eine Druckbecherpistole mit den entsprechenden Sonden notwendig. Um alle Hohlräume ausreichend zu konservieren, benötigt man etwa 10 Liter Hohlraumkonservierungsmittel. Viel hilft hier viel. Zu beachten ist immer, die Wasserablauföffnungen nicht zu verstopfen und auch Flächen und Kanten zu benetzen.
*Anm. d. Red.: Das muß bei sachgerechter Anwendung von Korrosionsschutzfetten nicht unbedingt so sein und hat daher keine allgemeine Gültigkeit. Lesermeinungen macht sich die Redaktion weder zu eigen, noch ist die Redaktion dafür haftbar zu machen.
Lada 2107
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Kapitel 5: Die alte Pracht des Lada 2107 kehrt zurück

Leider kann ich meine Halle nicht beheizen und muß immer eine Wetterlage abwarten, welche die notwendigen Temperaturen bringt, um nicht beim Wiederzusammenbau zu erfrieren. Um viel Erfolg bei wenig notwendiger Arbeit zu sehen, begann ich am Fahrzeugheck mit dem Zusammenbau. Dabei ist es sinnvoll, alle Gummidichtungen zu ersetzen und die Anlageflächen mit Hohlraumkonservierung zu benetzen. Die zuvor entrostete und neu lackierte Anhängerkupplung fand wieder ihren Platz am Ladaheck. Die neuen Stoßfänger sind von der Passung her so schlecht, daß der Radius des Plastegrundkörpers ein anderer ist, als der Radius der dazugehörigen Chromleiste. Hier half nur ein großzügiges Aufbohren der vorhanden Löcher, um eine einigermaßen akzeptable Optik zu erreichen.
Lada 2107
Lada 2107
Um der Moderne eine Chance zu geben, beschaffte ich mir die „modernen“ und der Unfallsicherheit geschuldeten Eurotürgriffe. Diese sind sogar recht griffgünstig. Leider wirken sie am Fahrzeug völlig deplaziert. Selbst der Verbau der schwarzen Vollkunststoffschachtleisten und der moderneren Außenspiegel verbesserten den optischen Eindruck nur minimal. Trotz gutem Zureden meinerseits gefiel mir diese Modernisierung gar nicht.
Lada 2107
Lada 2107
Ich entschloß mich, um mich später nicht jedesmal zu ärgern, zum Rückbau meiner eigentlich gutgemeinten „Verschlimmbesserung“. Da dieser Lada über den starren Kassettenhimmel aus Kunststoff verfügt, muß vor seinem Einbau die Heckscheibe montiert sein, da der Scheibengummi unter dem Himmel liegt. Nun war es aber viel zu kalt, um den Chromkeder vorher in den Scheibengummi einzubauen. Wer schon mal eine Ladascheibe eingebaut hat, wird wissen, daß der nachträgliche Einbau zwar prinzipiell möglich, aber eine echte Tortur ist. Ich nahm die neue Scheibe mit ins warme Wohnzimmer und bereitete dort alles vor. Trotz einer Temperatur knapp über 0°C versuchte ich mein Glück beim Einbau. Beim Nachsetzen der Verglasung im Karosserieausschnitt traf ich das Glas nicht mit der flachen Hand sondern eher mit dem Ballen, was die Heckscheibe sofort übelnahm und einen umfangreichen Staubsaugereinsatz hervorrief. Schade!
Lada 2107
Lada 2107
Glücklicherweise konnte mein russischer Teilehändler kurzfristig mit Ersatz helfen. Der vordere Stoßfänger paßte ähnlich bescheiden wie sein rückwärtiger Freund und verlangte ähnlich viel Zuwendung. Ganz perfekt ist das Ergebnis leider noch nicht ausgefallen und bedarf noch ein bißchen Überredung. Der Ersatz der verrosteten Halteschiene der linken Kurbelscheibe erwies sich als unproblematisch. Nun wartete ich auf meine Bestellung neuer originaler Türgriffe, deren Dichtungen, blanke Edelstahlschachtleisten und vor allem auf wärmeres Wetter.
Lada 2107
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Kapitel 6: Es wird wärmer - am Lada 2107 kann es weitergehen

Werkseitig verbaute Lada leider keine wirkliche Abdichtung zwischen Tür und Türverkleidung. Nur eine störrische Folie am Fensterheber soll eindringendes Wasser in den Türkörper ableiten. Das klappt nur bedingt, wodurch der Hartfaserkern der Türverkleidung Feuchtigkeit aufsaugt und wellig wird. Um dem vorzubeugen, brachte ich erst eine innere Folie in jeder Tür an, welche eindringendes Wasser wie konstruktiv geplant ableitet und eine äußere Folie, die die Tür komplett zur Türverkleidung abschirmt.
Lada 2107
Lada 2107
Die neuen gepolsterten Armlehnen unterhalb der Scheiben haben eine sehr individuelle Formgebung und passen nur widerwillig an die Tür. Das reine Vernieten brachte den gewünschten optischen Eindruck nicht. Nur zwei schwarze Blechtreibschrauben am jeweiligen Ende ergaben eine leidlich genaue Passung. Durch die feuchtigkeitsgeschuldete Welligkeit der Türverkleidungen sind die originalen Befestigungsclips stark überfordert und brechen gern beim Einklicken kaputt. Auch Wärme bringt hier nicht den gewollten Erfolg. Letztendlich setze ich im Bereich der Türtaschen auch auf Blechtreibschrauben.
Lada 2107
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Das Armaturenbrett wurde von Vorbesitzer mit schwarzer Folie überklebt, um einen über die Jahre entstanden Riß zu verbergen. Der Gedanke, eine neue Schalttafel zu verbauen, wurde in die Tat umgesetzt. Der Ausbau ist relativ einfach. Es sollte für diese Arbeit nicht zu kalt sein, um die Kunststoffnasen an Clips und Betätigungselementen zu schonen, wenn diese nicht ersetzt werden sollen. Der neue Instrumententräger zeigt wieder die typisch russisch/ukrainischen Passungen. Viele Ausschnitte müssen nachgearbeitet werden, um der Funktion gerecht zu werden. An einigen Stellen ist die Aufschäumung viel zu dick, an anderer Stelle viel zu dünn. Vorgefertigte Bohrungen befinden sich an Stellen, wo sie keiner braucht. Die Passungen der Teile sind so schlecht, daß ohne entsprechende Nacharbeit Neuteile beschädigt werden können.
Lada 2107
Lada 2107
Gerade auf längeren Strecken zu Old- und Youngtimer-Treffen ist etwas musikalische Untermalung sehr angenehm. Die für Lautsprecher vorgesehen Ausschnitte in der Schalttafel sind auch für originale Lada-Lautsprecher etwas klein geraten. Das Einpassen der Lautsprecher ist ein Geduldsspiel. Die Versorgungskanäle der Luftdüsen benötigen so viel Platz, daß der Bauraum für die Lautsprecher sehr gering bemessen ist und diese erst nach dem Einbau des Armaturenbrettes „reingefummelt“ werden können. Auf der alten Hutablage befanden sich vor der Restaurierung zwei riesige Aufbauboxen, welche Heizlüftern glichen. Ich entschied, hier Lautsprecheraufbauten zu verwenden, welche zwar keinen Schönheitspreis gewinnen werden, jedoch in die damalige Zeit passen und optisch nicht so stark dominieren. Ein Konzertsaal wird der Fahrgastraum damit nicht. Von einer Außenantenne nahm ich Abstand. Oft unterrosten die Bohrungen oder der Antennenstab braucht unentwegt Zuwendung und Pflege. Die Aufgabe übernimmt nun eine kleine, elektrisch verstärkte Scheibenklebeantenne, die sich hinter dem Innenspiegel versteckt.
Lada 2107
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Die Montage der neuen Frontscheibe war unproblematisch. Doch der Einbau der neuen Heckscheibe brauchte besondere Zuwendung. Der Radius der oberen linken Ecke der Heckscheibe stimmt nicht mit dem dazu gehörigen Karosserieausschnitt überein. Die Scheibe ist an dieser Stelle einfach zu klein, so deckt der Scheibengummi den Karosserieausschnitt nicht ab und es entstand ein etwa 3 mm breiter Spalt. Ein Versetzen der Scheibe innerhalb ihres Ausschnittes brachte keine wirkliche Verbesserung. Für ein dichtes und vor allem schön anzuschauendes Ergebnis unterfütterte ich die Dichtung an der Scheibenecke mit einem kleinen Gummischlauch. Damit füllt der Scheibengummi den Ausschnitt aus und sieht auch gut aus.

Kapitel 7: Der letzte Schliff

Während der weiteren Komplettierung meines russischen Freundes, traten die schon erwähnten Passungsprobleme weiterhin auf. Besonders widerspenstig sollte sich die Blende der Schalttafel erweisen, welche die Defrosterdüsen einfassen soll. Diese ist eigentlich viel zu groß für das mies geschäumte Armaturenbrett. Einige Stellen weisen zu viel Materialstärke auf, andere zu wenig. Selbstverständlich ist im Bereich der Defrosterdüsen deutlich zu viel vorhanden. Die Blende läßt sich am besten einbauen, wenn die Frontscheibe noch nicht ihren Ausschnitt füllt. Da die Schalttafel den Scheibengummi teilweise abdeckt, empfiehlt es sich, die oberen Befestigungspunkte erst nach dem Einbau der Scheibe zu fixieren. Schon am nächsten Tag riß die Blende in der Mitte. Selbstverständlich war alles fertig zusammengebaut. Somit knaupelte ich die Blende wieder raus um sie instandzusetzen. Die Instandsetzung hat super funktioniert. Damit sie nicht gleich wieder reißt, habe ich die Bruchstelle sogar verstärkt.
Lada 2107
Nachdem ich die Blende trotz eingebauter Frontscheibe im wahrsten Sinne des Wortes wieder reingefummelt habe, brach sie an einer anderen Stelle. Irgendwann muß man sich geschlagen geben. Eine neue Blende ist schon besorgt. Sonst hat alles gut funktioniert und kann sich, so denke ich, sehen lassen.
Lada 2107
Lada 2107
Die elektrischen Leitungen und Schalter für Nebellampen und andere eventuelle Zusatzeinbauen habe ich gleich mit verlegt, um nicht noch einmal alles dafür ausbauen zu müssen. Nach dem ersten mißglückten Versuch, die Nebellampen ohne Bohren an den Stoßfängerhaltern anzubringen, kamen die Erinnerungen an die Eurotürgriffe gleich wieder hoch und ich bohrte zwei Löcher in die Frontschürze, um die Nebelscheinwerfer zu befestigen. Um den Böschungswinkel nicht zu sehr einzuschränken, plazierte ich die Lampen so weit oben wie möglich. Sie schließen nun fast mit der Stoßfängerunterkante ab. Vor dem Anbau des Kühlergrills schwärzte ich den Karosserieausschnitt um den Kühler. Das verbessert den optischen Eindruck von vorn, zumindest bei hellen Fahrzeugfarben, erheblich.
Lada 2107
Lada 2107
Nun wurde es Zeit „Großväterchen Rost“ das Leben deutlich zu erschweren. Den Hut (Karosserieaufbau) hatte ich ja schon ausgiebig mit Hohlraumkonservierungsmittel behandelt. Die Träger des Bodens sparte ich noch aus. Warum? Um den Unterbodenschutz aufzubringen benötige ich eine saubere Oberfläche, welche nicht mit Hohlraumkonservierungsmittel oder anderen Fremdstoffen kontaminiert ist. Bei der Versiegelung des Unterbodens griff ich wieder auf die bewährten Produkte des niedersächsischen Autoherstellers zurück. Der verwendete Unterbodenschutz (D 314 D39 A3) von dem man etwa 6 Liter, also zwei Gebinde für einen Unterboden benötigt, soll eine Entwicklung aus dem Schiffbau sein. Damit werden Brackwassertanks saniert. Mit diesem Produkt lassen sich auch Fahrwerksteile, Leitungen, Kunststoffteile und Gummis beschichten. Es hält auch auf angerosteten Oberflächen und sorgt nach dem Abbinden dafür, daß diese Stellen nicht weiter rosten können. Vorher muß die zu beschichtende Fläche richtig saubergemacht werden. Der Hersteller empfiehlt die Fläche vorher mit einem Hochdruckreiniger der mit 100 bar Druck und einer Temperatur von 100°C arbeitet zu reinigen. Alle losen Reste alten Unterbodenschutzes und lose Korrosionsbestandteile sollen entfernt werden. Nach dieser Arbeit sieht man natürlich aus wie ein Schwein, ist klatschnaß und sollte die Kleidung und den Augenschutz entsprechend wählen. Bei dieser Arbeit zeigten sich noch zwei Stellen, an denen Großväterchen Rost voll zugeschlagen hatte. Dies erforderte noch einmal kleinere Schweißarbeiten an der rechten Längsträgerspitze vorn und am verlängertem Motorraumlängsträger unter dem Fahrerfußraum. Pech – passiert! Also rauf auf den Anhänger und zum Schweißen gefahren. Nachdem alle Rückstände entfernt sind, muß der Unterboden vollständig trocknen. Der o.g. Unterbodenschutz kann mit dem Pinsel oder spritzend aufgetragen werden. Die Spritzapplikation empfiehlt sich an schlecht zugänglichen Stellen. Den Rest der lackierten Karosserie sollte man gut schützen und nur bei einer Temperatur von über 20°C arbeiten.
Lada 2107
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Selbstverständlich muß man Motor- und Abgasanlagenteile vor dem Produkt schützen. Die Schichtdicke sollte gut 250 µm betragen. Nach mehr als 4 Stunden Ablüftzeit kann noch eine zweite Schicht aufgetragen werden, um die Schichtdicke zu gewährleisten. Diese Beschichtung läßt man mindestens 12 Stunden trocknen. Etwas länger ist bei entsprechender Schichtdicke sinnvoll. Ich habe das Produkt gut 1 ½ Tage trocknen lassen. Im zweiten Schritt wird der gesamte Unterboden noch mit dem Unterbodenschutzwachs (D 316 D38 A2) versiegelt. Für den Lada habe ich etwa 6 Liter von dem Wachs benötigt. Gut beraten ist man, wenn dieses Wachs eine Woche Zeit zum Ablüften bekommt. Ist es gut griffest, ist jetzt der Zeitpunkt, um die Träger des Unterbodens mit Hohlraumkonservierungsmittel zu „fluten“. Zum Thema: Hohlraumkonservierung empfehle ich, sich zu belesen um möglichst alle gefährdeten Stellen zu erreichen. Die beiden Querträger vor den vorderen Wagenheberaufnahmen liegen direkt im Spritzwasserbereich. Sie sind leider von unten nicht zugänglich. Um sie dennoch ausreichend zu konservieren, bohrte ich an der tiefsten Stelle ein Loch von der Größe der Bohrungen in den hinteren Radkästen zur Konservierung der Schweller, dann kann man anschließend dieselben Gummistopfen zum Verschließen verwenden. Die Gummistopfen habe ich dann noch einmal mit dem Unterbodenschutzwachs versiegelt.
Lada 2107
Lada 2107
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Das Motorraumschutzblech habe ich wie den Rest des Unterbodens beschichtet. Bei der Ölwanne habe ich auf Wachs verzichtet. Da diese aber auch schon angerostet war habe ich den o.g. Unterbodenschutz aufgepinselt. Einige Ersatzteilhändler bieten Kunststoffrandschalen für den Lada an. Da werkseitig keinerlei Befestigungsmöglichkeiten an der Karosserie vorgesehen sind, soll diese mit Blechtreibschrauben befestigt werden. Da die Radschalen dann direkt an der Schraubverbindung anliegt, entstehen hier wieder tolle Rostansätze. Selbst im Radlauf sollen die Radschalen mit diesen Schrauben befestigt werden. Nicht nur die Befestigungsmöglichkeiten sind wenig ausgereift, auch die Passungen dieser Radschalen an sich sind abenteuerlich. Sie ragen knapp 1 cm in den Radausschnitt und stehen unten massiv aus der Karosserie heraus. Es sieht ein bißchen aus wie gewollt und nicht gekonnt. Selbst wenn man die Radschalen individuell ans Fahrzeug anpaßt, findet sich nicht wirklich eine Ideallösung. Der Gedanke, die Radschalen so zu verändern, daß sie innerhalb des Radlaufes anliegen überzeugte mich nicht. Die entstanden Schnittkanten würden den grade aufgebrachten Korrosionsschutz durch Eigenbewegung aufscheuern und schon steht unser Großväterchen wieder in den Startlöchern. Da mache ich mir aber auch ohne Radschalen wenig Sorgen, es ist soviel Unterbodenschutz und Hohlraumkonservierung verarbeitet… Die grauen aktuellen Räder des Lada gefielen mir gar nicht. Glücklicherweise waren beim Kauf Winterräder mit den alten und völlig vergammelten Originalfelgen dabei. Im Reserverad war schon der „Schlauch“ mit der Felge verwachsen. Ich zog die Winterreifen ab und brachte die Felgen zum Korundstrahlen und anschließenden Pulverbeschichten. Nun stand ich vor der Frage: Welche Reifengröße soll ich aufziehen? Möglich sind beim Lada 2107 175/70 R13 oder 165/80 R13. Letzter werden wohl etwas komfortabler sein und original wurden die Fahrzeuge mit 165 SR 13 in die DDR geliefert, was den heutigen 165/80 R13 entspricht, welche dann auch das Rennen bei mir gemacht haben.
Lada 2107
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Schon in der DDR-Zeitschrift KFT (Kraftfahrzeugtechnik) 04/86 wurden die wenig schönen, original grau lackierten Felgen bemängelt. Das Silber finde ich, paßt gut zu dem BA3 2107. Für die Hauptuntersuchung und das H-Gutachten mußte ich noch das Licht einstellen. Den Weg des Handbremshebels habe ich für die HU entsprechend optimiert. Die Schwellerleisten hatte leider eine ganz eigene Form, nach ihrem Transport aus Belgien. Ich habe in Deutschland einfach keine bekommen. Trotz größter Bemühungen waren sie nicht vollständig glatt zu bekommen. Aus optischen und praktischen Gründen verbaute ich die Seitenschutz- oder Parkschutzleisten und gefallen haben sie mir ohnehin. Ich meine, es streckt das Fahrzeug etwas. Das ist nun das Endergebnis von gut 1 ½ Jahren Arbeit. Kosten für den ganzen Spaß sind nebensächlich und betriebswirtschaftlich ohnehin nicht darstellbar. Arbeitszeit, schmerzende Knochen und gelassene Nerven habe ich nicht gezählt. Ich denke, dieses Ergebnis kann sich sehen lassen. Ein Werksneuer BA3 2107 kann nicht besser gewesen sein. Mal sehen, was der Wertgutachter für die Versicherung in seine Einschätzung schreibt. Auf jeden Fall habe ich nicht vor, den Lada im Winter und möglichst auch nicht bei schlechtem Wetter zu bewegen. Der Lada wird jetzt noch schön saubergemacht, der Lack bekommt eine tolle Shine Armor Versiegelung, falls das Zeug endlich mal geliefert wird. Wenn nicht, wird bewährtes Wachs aufgebracht, wie althergebracht!
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Ich hoffe der Bericht hat Ihnen und Euch gefallen.

Martin Wundrack
Hinweis der Redaktion 79OKTAN:

Die in diesem Text dargestellten technischen Abläufe und Handlungsweisen stellen ausschließlich persönliche Erfahrungen des Autors dar. Sie sind durch die Redaktion 79OKTAN in keiner Weise technisch geprüft und somit auch nicht als Handlungsanweisungen zu verstehen. Für Schäden, die im Zusammenhang mit der Nachahmung dieser Handlungsweisen entstehen, übernehmen die Redaktion 79OKTAN und das Unternehmen 79OKTAN oHG keinerlei Haftung.