Rennfahrer der ersten Stunde

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Harald Linke

Am 8. Januar verstarb kurz nach seinem 91. Geburtstag Harald Linke in Neukirchen bei Chemnitz. Wenige Monate zuvor hatte er seine Ehefrau Rita zu Grabe tragen müssen.

Linke begann als junger Mann als einer der ersten in der DDR, auf einer IFA RT 125 Motorradrennen zu fahren. Seine Maschine bereitete er im Zentralen Entwicklungs- und Konstruktionsbüro der IFA (ZEK) in Chemnitz vor. Mithilfe von Obering. Siegfried Rauch errang er beachtliche Erfolge in der Ausweisklasse, so daß er schnell die Lizenz erhielt und 1951 in Budapest mit Fahrerkollegen den ersten Auslandsstart absolvierte.
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Für Linke ein besonderes Ereignis, zumal die Fahrer mit einer nagelneuen Rennkombi und einem schwarzen Anzug ausgestattet wurden. Letzerer war für Harald besonders wichtig, denn mit diesem Kleidungsstück konnte man in den kargen Nachkriegsjahren beim schönen Geschlecht besondere Eindrücke hinterlassen.

Als erfolgreicher Rennfahrer in der 125er Klasse wurde bald das IFA-Motorradwerk in Zschopau auf ihn aufmerksam und stellte ihn als Versuchsfahrer ein. Dort war er maßgeblich an der Erprobung der MZ ES 250 beteiligt, die eine neue Ära im Motorradbau der Fabrik im Dischautal einleitete. Er startete auf einer für Leistungsprüfungsfahrten hergerichteten MZ ES 250 1955 bei der Geländefahrt „Rund um Zschopau“, einer harten Prüfung für Mensch und Maschine. Harald Linke errang in der Klasse bis 250 cm³ einen beachtlichen vierten Platz hinter den Gaststartern aus Westdeutschland.

1958 bis 1990 war Linke Cheffahrer bei der VVB Automobilbau (Vereinigung Volkseigener Betriebe, später IFA-Kombinate) und fuhr die Direktoren und manchmal auch PKW-Prototypen zur Vorstellung bei den Regierenden der DDR in Berlin. Noch im hohen Alter blieb er ein leidenschaftlicher Autofahrer und war oft auf Treffen und in Museen der Region zu Gast.

Wer Harald Linke kennenlernen konnte, wird den gesprächigen Zeitzeugen vermissen, der neben Fachwissen auch manch witzige Geschichte zum Besten gab.