Rhön universal

CAMPING ABENTEUER
Der Beginn vieler Geschichten führt die Redakteure der 79OKTAN in die Archive. Doch was passiert eigentlich, wenn weder Staatsarchive noch Museen über Unterlagen verfügen?
Im Falle des Lastzeltanhängers „Rhön Universal“ halfen detektivischer Spürsinn und Menschen, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Das kleine Örtchen Dietlas, in dessen Bergwerksmaschinenwerk der Klappzeltanhänger als Konsumgut produziert wurde, verfügt zum Glück über einen Heimatverein, an dessen Vorsitzenden per Mail die erste Frage nach etwaigen Zeitzeugen ging.
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Eine freundliche Antwort mit der Bitte um etwas Geduld ließ vermuten, daß die Netzwerke in ländlichen Regionen funktionieren könnten. Und richtig, nach einigen Wochen meldete sich mit dem Ingenieur Günther Frühauf einer der Konstrukteure und „Väter“ des kleinen Klappcaravans. Er verfügte nicht nur über Unterlagen, sondern bot an, Kontakt zu weiteren ehemaligen Mitarbeitern des Werkes aufzunehmen und zu forschen, ob mehr Material zu finden sein könnte. Als es einige Wochen später zum Zeitzeugengespräch kam, konnte er Vollzug melden. In einem kleinen Café in Bad Salzungen kamen nicht nur originale Werbe- und Konstruktionsfotos auf den Tisch.
Günther Frühauf präsentierte auch eine professionelle Serie von gestochen scharfen Schwarz-Weiß-Bildern des ersten „Rhön“-Prototypen, der sich ebenso erheblich von den späteren Serienexemplaren unterschied, wie die Vorserienmodelle, die man zu Fotozwecken im Schwimmbad des Nachbarortes aufgeklappt hatte. Bildmaterial, das vorher nie zu sehen war und von Frühauf nicht nur bei den einstigen Werkskollegen gesammelt wurde.
Er selbst war 2013 kurz vorm Abriß des längst stillgelegten Werkes noch einmal auf dem Gelände gewesen. Schon vor langer Zeit waren offenbar die Türen und Tore aller Gebäude aufgebrochen worden und die Ruinen hatten sich zu einem Geheimtip der „Lost-Places-Scene“ entwickelt. Auch das Büro des Betriebsdirektors im Verwaltungsgebäude wurde von Vandalismus nicht verschont.
Günther Frühauf präsentierte auch eine professionelle Serie von gestochen scharfen Schwarz-Weiß-Bildern des ersten „Rhön“-Prototypen, der sich ebenso erheblich von den späteren Serienexemplaren unterschied, wie die Vorserienmodelle, die man zu Fotozwecken im Schwimmbad des Nachbarortes aufgeklappt hatte. Bildmaterial, das vorher nie zu sehen war und von Frühauf nicht nur bei den einstigen Werkskollegen gesammelt wurde.
Er selbst war 2013 kurz vorm Abriß des längst stillgelegten Werkes noch einmal auf dem Gelände gewesen. Schon vor langer Zeit waren offenbar die Türen und Tore aller Gebäude aufgebrochen worden und die Ruinen hatten sich zu einem Geheimtip der „Lost-Places-Scene“ entwickelt. Auch das Büro des Betriebsdirektors im Verwaltungsgebäude wurde von Vandalismus nicht verschont.
Nach der Liquidation des Unternehmens hatte dieser wohl nur die wichtigsten Unterlagen mitgenommen und eine weitere Archivierung der Betriebsakten hatte niemand vorgenommen. Frühauf wühlte sich durch Papierhaufen und durcheinandergeworfene Aktenordner und wurde fündig. Inmitten des Chaos‘ stieß er auf Unterlagen zum „Rhön Universal“, der Mitte der achtziger Jahre sein erster Konstruktionsauftrag im Werk gewesen war. Auch die Prototypenfotos waren darunter, die der einstige Entwickler an sich nahm und somit vor der Vernichtung rettete. Denn wenige Wochen später machten die Abrißbagger den einstigen VEB Bergwerksmaschinen Dietlas dem Erdboden gleich und vernichteten die Spuren des renommierten Spezialbetriebes für immer.
