Unser Fotograf Günter Poley ist meistens mit PKW beschäftigt und freute sich, zur Abwechslung bei unserer ersten Zweirad-Geschichte mitwirken zu können. Und hierbei auch einmal eine tschechische JAWA im Detail kennen-lernen zu können, sei für ihn besonders reizvoll. Als gründlicher Fotograf ließ er sich von uns nicht nur die Motivwünsche nennen, sondern stellte auch die Frage, warum 79oktan gerade diese JAWA interessiert. Für Günter und alle, die die große JAWA-Fahrzeugpalette nicht so genau kennen, geben wir gerne hier preis, daß für uns die „Californian“, die in den USA auch gern als „Roadster-362“ bezeichnet wird, die schönste Motorrad-Komposition der Konstrukteure aus Týnec nad Sázavou ist.
Die ab dem Typ 354 verbaute Kickstarter-/Fußschalter-Kombination sowie die überaus gelungene halbautomatische Kupplung ermöglichen dem Fahrer auch bei unserer Californian ein entspannteres Fahren. Sowohl das Anfahren, das Anhalten und auch der Gangwechsel sind ohne Kuppeln möglich. Und weil die JAWA bei Gangwechseln auch immer nur ein Zahnrad schaltet, ist ein sehr leichtes Schalten möglich. Dieses und andere kleine Details, wie z.B. die am Sattel angebrachte Lederschürze, die den Übergang zum Fahrzeugunterteil optisch strafft, bezeugen eine technische Meisterleistung der tschechischen Konstrukteure. Selbst eine hochwertige Luftpumpe, die uns Achim natürlich in einer verchromten Version präsentiert, fehlt der JAWA natürlich nicht.
Es gelang Achim bei der Zulassung, das „Kuchenblech“ zu vermeiden. Der TÜV akzeptierte und dekretierte, daß der Abstand zwischen Lucas-Rücklicht und Katzenauge die Größe des nunmehr hübsch kleinen Kennzeichens bestimmen muß. Wie beim Original. Der TÜV nahm dankend die Zusatzgebühr von 59 Euro allein für die Größenfestlegung entgegen und Achim und wir freuen uns über die vermiedene Verunstaltung.
Die Maschine steht im Bestzustand vor uns und nur Kenner wissen, das Achims Motorrad eine liebevoll und dezent am Original orientierte Individual-Version ist. Alle Schrauben, die Kettenspanner, die Fußrasten, die Lenkerbefestigung und auch die nicht sichtbaren Funktionsteile (z. B. Steckachsen), insgesamt ca. 350 Teile, wurden verchromt verbaut. Wir meinen tiefenentspannt, daß es heute erlaubt sein darf, z.B. mit der nicht im Original gegebenen Verchromung der Lenkerbefestigung, sich als notorischer JAWA-Liebhaber zu outen, oder?
Und so fahren wir mit großem Spaß im Wendland, welches uns mit seinen weiten Landschaftsebenen, mit den alten Asphaltstraßen und den alten Strommasten irgendwie an das Central Valley in Californian erinnert, mit ungemein sympathisch-zweitacktend-zweizylindrigem Jawa-Sound dem Horizont entgegen.
Text: Dr. Rolf Mahlke