Die Barkas-Wanderbühne

Unterwegs mit Bark-appeal und den Hits der 1920er

Vor über 60 Jahren wurde der B1000 als Schnelltransporter auf der Leipziger Messe international vorgestellt. Nicht nur im Osten war er als Multifunktionswunder gefragt: Ob als Pritschenwagen, Krankentransporter, Lösch- oder Polizeifahrzeug, auf den Transporter mit den Kulleraugen war Verlass.

Eine seiner herausragenden Eigenschaften war die extrem niedrige Ladefläche, die durch den innovativen Einbau des Motors in die Fahrzeugfront ermöglicht wurde. Diese Konfiguration sorgte für eine hohe Nutzlast und eine einfache Be- und Entladung, sowie eine gute Manövrierbarkeit, insbesondere in engen städtischen Umgebungen.

Der Frontantrieb gewährleistete zudem eine ausgezeichnete Traktion, was den Barkas auch auf schwierigem Terrain einsatzfähig machte. Nach der deutschen Wiedervereinigung verlor das robuste und zuverlässige Fahrzeug allmählich seine einstige Bedeutung und Verbreitung.

In einer Scheune in Mecklenburg-Vorpommern schlief ein weißer Barkas B1000 30 Jahre lang seinen Dornröschenschlaf und überdauerte so die Zeit. 2020 wurde er dort vom Chanson-Ensemble „Die Damen und Herren Daffke“ entdeckt. Zu dieser Zeit grassierte ein gemeiner Virus, der die Musiker und Musikerinnen vorübergehend arbeitslos gemacht hatte, denn Konzerte waren zu Corona-Zeiten nahezu unmöglich. Es sei denn, es gab ein hinreichendes Abstands- und Belüftungskonzept. Da kam den Daffkes eine Idee: „Wir bauen den Pritschenwagen zur Wanderbühne um und spielen damit Openair-Konzerte im ländlichen Raum.“

So eine Idee ist schnell gedacht, doch die Umsetzung braucht Zeit und Expertise. Der Fahrzeugausstatter Firma Walter Misselwitz unterstützte mit originalgetreuem Material und die Umbau- und Restaurationsarbeiten konnten freundlicherweise in der Werkstatt des Unternehmens Wurow Landtechnik umgesetzt werden. Damit nicht genug: Handwerklich wurden die Daffkes von zwei erfahrenen Ostalgikern bei der fachgerechten Umsetzung unterstützt. So wurde diesem B1000 Schritt für Schritt neues Leben eingehaucht.

Das Fahrgestell und auch der Motor waren in einem einwandfreien Zustand. Gleiches war leider nicht vom Führerhäuschen zu behaupten. Kleine und größere Rostblumen zierten den Lack. Rostumwandler und Kriechöl wurden zum besten Freund des Wanderbühnen-Teams. Es wurde geschraubt, gesägt, geschliffen und versiegelt.

Im Sommer 2021 war es dann soweit: Der Barkas feierte sein Comeback als Wanderbühne. Der NDR war live vor Ort. „Wenn wir die Bühne mitbringen, die Technik, das Licht und die Musik, dann muss das Publikum nur noch einen Stuhl mitbringen. Dann kann die Wiesenkante, der Wald, der Garten zum Theater werden.“, so beschreibt Ensemblemitglied Franziska Hiller im Fernsehmagazin Nordtour die Idee der Klappstuhl-Konzerte.

Am Premierenabend blickten „Die Damen und Herren Daffke“ auf ein buntes Meer aus Klappstühlen und die fröhlichen Gesichter von rund 100 Zuschauern. Die örtliche Gemeinde hatte das Konzert liebevoll vorbereitet. Kaffee, Kuchen und später eine deftige Suppe gaben dem ersten Klappstuhl-Konzert einen herrlichen Rahmen. 2022 und 2023 folgten weitere Konzerte mit der Wanderbühne. Dabei konnte der Barkas auch seine Wendigkeit unter Beweis stellen. Kein Waldweg war zu schmal, kein Trampelpfad zu ausgetreten, die Bühne rollte und führte das Ensemble an die schönsten Orte im ländlichen Raum. In den letzten Jahren haben die Daffkes so 15 Konzerte in fünf Bundesländern mit rund 2.000 Zuschauern gespielt.

In diesem Jahr soll die Wanderbühne nach Sachsen und Thüringen kommen. An acht Terminen im August 2024 erklingt das moderierte Programm „Wenn ich mir was wünschen dürfte“. Das titelgebende Chanson stammt aus der Feder von Friedrich Hollaender, der unter anderem Marlene Dietrich den Welthit „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ auf den Leib geschrieben hat.

Die Barkas-Wanderbühne war von Anfang an ein Gemeinschaftsprojekt. Um die Kosten für den Transport, das technische und künstlerische Team zu sichern, suchen „Die Damen und Herren Daffke“ noch nach starken lokalen Partnern, die kulturelle Teilhabe im ländlichen Raum unterstützen und möglich machen. Bei Interesse schreiben Sie dem Ensemble eine E-Mail unter telegramm@diedaffkes.de.

Noch einfacher kann man hier unterstützen und sogar die Barkas-Bühne für ein eigenes, privates Event leihen: www.startnext.com/klappstuhl-konzerte

Die Termine der „Klappstuhl-Konzerte“ sind ab Juni 2024 unter www.diedaffkes.de einsehbar.

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