Als gelegentlicher Leser eurer Zeitschrift stieß ich auf den Artikel über die Seenotrettung an der Ostsee. Dieses Thema ist ja wirklich sehr speziell und meines Wissens noch nie so richtig und umfassend dokumentiert worden. Einige Bücher über den deutschen Seenotrettungsdienst behandeln das Thema Seenotrettung in der DDR auch nur am Rande.

Im Zuge des Modellnachbaus des Rettungsgespanns IFA L60 mit Schlauchboot Typ RB5000 habe ich mich gerade mit diesem Thema intensiv beschäftigt und umfassende Nachforschungen betrieben. 

So muss ich leider bestimmte Daten in dem oben genannten Artikel richtig stellen. So waren die Schlauchboote des Typs MB37 bis Februar 1990 im aktiven Dienst. Erst zu diesem Zeitpunkt wurden die neuen größeren Schlauchboote vom Typ RB5000 in Dienst gestellt. Diese Schlauchboote wurden nach Originalplänen der englischen Schlauchboote des Typs Atlantic21 gebaut. Ein erstes Versuchsmuster der neuen Schlauchboote wurde im November 1986 im Hafen von Sassnitz vorgestellt.

Als Zugfahrzeuge waren bis zum Sommer 1990 auf des Stationen Kühlungsborn, Wustrow und Zinnowitz der IFA W50, und auf der Station Zingst ein Robur LO im Einsatz. Erst im Sommer 1990 wurden die drei W50 und der Robur LO durch IFA L60 vom Typ APN 1218 abgelöst. Anzunehmen ist, dass die L60 1990 nur deshalb noch zum Austausch für die W50 / Robur LO kamen, weil zu diesem Zeitpunkt noch genügend L60 in Ludwigsfelde zur Verfügung standen, die ursprünglich für die NVA produziert wurden. Aber im Sommer 1990 war die Wiedervereinigung von beiden deutschen Staaten schon beschlossene Sache und die NVA benötigte kein weiteres "DDR-Material", weil auch deren Übergang in die Bundeswehr klar war. Also war der noch bestehende Seenotrettungsdienst der DDR ein dankbarer Abnehmer für die überzähligen L60. Also Fahrerhaus und Bordwände der Pritsche in Weiß umgespritzt, Aufkleber mit Seenotretterlogo auf die Türen und Blaulicht auf das Dach, fertig waren die neuen Zugfahrzeuge. Nur die Olivgrüne Plane über der Pritsche zeugt noch vom ursprünglichen Einsatz für die Armee. Aber das dort großflächig prangende //SAR - Logo zeugt schon von der für Oktober 1990 geplanten Übergabe der Seenotrettungsstationen der DDR an die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger.

Die 1993 in Dienst gestellten 7 Meter langen Rettungsboote mit Wasserjet-Antrieb als Ablösung für die RB5000-Schlauchboote sollten ursprünglich weiter von den L60 gezogen werden. Aber eine Zusage für die Ersatzteilversorgung der L60 nur noch für die nächsten 3-5 Jahre führte dann auch für die gleichzeitige Ablösung der L60 durch die Mecedes Unimog im Jahr 1993. 

Als Richtigstellung des Artikels muss auch noch weiter bemerkt werden, das bisher nur auf der Station Zinnowitz der Unimog durch einen John Deere Traktor abgelöst wurde. auf den Stationen Wustrow und Zingst ist noch der Unimog im Einsatz. Erst mit der Ablösung der 7m-Jetboote in sehr naher Zeit durch ein neues Modell der finnischen Werft Arctic-Airboats ist auch der Einsatz von Traktoren auf allen Stationen vorgesehen. 

Übrigens wurden die Schlauchbootgespanne mit L60 an den Seenotrettungsdienst in Lettland abgegeben. Mindestens drei der Schlauchboote davon sind noch heute im Dienst. Nur die L60 wurden schon vor längerer Zeit durch Mecedes Actros abgelöst.

Michael Günther

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