Die Automobilmarke Wartburg in Eisenach war ab Dezember 1898 nach Daimler in Stuttgart und Benz in Mannheim der dritte deutsche Automobilhersteller. Weder ein Weltkrieg noch eine Wirtschaftskrise konnte diese Tradition bislang beenden. Erst die neuen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen seit der Wende ab Herbst 1989 konnten es ändern. Die viel zu schnell vollzogene Wirtschafts- und Währungsunion zum 1. Juli 1990 mit einer einheitlichen Währung wirkte wie ein Todesstoß für viele DDR-Betriebe. Die über Jahrzehnte staatlich gelenkten Betriebe mussten alle Gewinne an den Staatshaushalt abführen und erhielten nur einen Bruchteil für eigene Investitionen, die nicht einmal die eigene Reproduktion sicherstellen konnten. Neuentwicklungen wurden nur teilweise und mit großen Verzögerungen realisiert. Innovationen und wirtschaftliche Produktionsbedingungen blieben auf der Strecke.
Wirklich neu am Wartburg 1.3 war lediglich der Vierzylinder-Viertaktmotor. Für die DDR-Bürger, die bis zu 18 Jahre auf einen Neuwagen warten mussten, war der Wartburg 1.3 ein Traumwagen. Auf dem freien Automobilmarkt war der „1.3er“ jedoch ein über zwanzig Jahre alter Pkw, der nur in Details modernisiert war. Am Ende kam es so, wie es kommen musste: Der Absatz brach ab Sommer 1990 dramatisch ein. Die ehemaligen Hauptabnehmer aus Osteuropa, allen voran Ungarn, Polen und die ČSSR konnten den Wartburg, der ab 1991 nur noch in „harter Währung“ gehandelt wurde, nicht mehr in den gewünschten Stückzahlen kaufen.
Auch in der DDR und im wiedervereinigten Deutschland wollten nur noch wenige treue Wartburg-Kunden einen fabrikneuen Oldtimer kaufen. Der Verkaufspreis im Inland wurde von 13.540,- DM auf 10.300,- DM reduziert. Importeure aus dem Ausland zahlten noch viel weniger. Schließlich war es nicht kostendeckend. Pro Wartburg 1.3 wurden am Ende mehrere tausend DM-Verlust gemacht. Noch nicht einmal die Kosten für die Einkaufsteile konnten durch den Verkaufspreis gedeckt werden.
Das Ende der Produktion war damit absehbar. Schrittweise wurde die Zahl der Beschäftigten reduziert. Zum Produktionsende im April 1991 waren es noch 6.300. Die Zukunftsangst vieler Anwesenden äußerte sich in emotionalen und verzweifelten Zwischenrufen. Die vorbereitete Abschiedsrede musste der Geschäftsführer der AWE GmbH Dr. Wolfram Liedtke abbrechen. Um 11:48 Uhr verließ der letzte der insgesamt 152.775 produzierten Wartburg 1.3 die Fertigmacherei, um direkt im Anschluss im AWE-Ausstellungspavillon in der Wartburgallee seinen Platz zu finden.
Mit dem zeitlichen Abstand von 33 Jahren würde sicher so mancher Kunde heute für umgerechnet knapp 5.000,- € gern einen neuen Wartburg 1.3 erwerben. Doch im Jahr 1991 gab es für einen Bruchteil dieses Betrags gebrauchte DDR-Pkw im Jahreswagenzustand zu kaufen. Erst am 7. Oktober 1991 wurde der letzte Wartburg 1.3 verkauft.