Abschied von Karl-Heinz Richter

Am 4. März 2024 verstarb im Alter von 87 Jahren der ehemalige Direktor für Vertrieb und Absatz des VEB Automobilwerk Eisenach Karl-Heinz Richter. Er gehörte zu den Zeitzeugen, die sowohl die Jahre des hoffnungsvollen Aufbruchs des AWE in den 1950er Jahren, die Überleitung des in allen Baugruppen neu entwickelten Wartburg 353 in den 1960er Jahren, die über zwanzigjährige Produktion des Wartburg 353 als auch die politische Wende und die Liquidierung des Automobilwerks erlebte.

Karl-Heinz Richter erlernte ab 1951 bei der SAG AWTOWELO im Werk BMW Eisenach den Beruf eines Karosserieklempners. Nach seinem Studium an der Ingenieurhochschule Zwickau begann er 1957 seine Tätigkeit als Konstrukteur im Bereich Karosseriekonstruktion im nunmehr in „VEB Automobilwerk Eisenach“ umbenannten Betrieb. Ab 1965 wurde er nach dem Abschluss der konstruktiven Arbeiten am Wartburg 353 zur „Intercontrol“, der DDR-Warenkontrollgesellschaft für den DDR-Außenhandel, delegiert. Als ausgewiesener Fachmann aus dem Automobilbau nahm er Import-Warenlieferungen ab und verhandelte im Gegenzug auch Export-Lieferungen der DDR in sozialistische und kapitalistische Länder. Bis 1975 war er über mehrere Jahre unter anderem in Rumänien tätig.

1975 kehrte er nach Eisenach zurück und übernahm dort nach verschiedenen Funktionen ab 1979 als Direktor für Vertrieb und Absatz eine Schlüsselposition im Automobilwerk. 1985 wurde er zusätzlich für den Ersatzteilvertrieb zuständig. Karl-Heinz Richter war einer der Initiatoren zur Anfertigung des Wartburg 1.3 „New-Line“ und der Präsentation auf der Leipziger Messe im Jahr 1990. Nach dem Ende der Wartburg-Produktion am 10. April 1991 übernahm er von 1991 bis 2002 die Geschäftsführung der „Wartburg Scan Car GmbH“, einer erfolgreichen Ausgründung des Ersatzteilvertriebs aus dem AWE. Richter war schon zu DDR-Zeiten aktives Mitglied im Motorsportclub Eisenach, leitete den Club viele Jahre als Vorsitzender und war bis zu seinem Tod Ehrenvorsitzender.
Für 79oktan war Karl-Heinz Richter ein stets sehr offener und wertvoller Gesprächspartner, der seine Erlebnisse und Erfahrungen gern mit uns teilte und wertvolle Kontakte knüpfte. Unvergessen bleiben seine Episoden im Zusammenhang mit Professor Manfred von Ardenne zum Thema Pkw- Insassensicherheit und deren Umsetzung im Wartburg 311 und 353. Auch konnte er anschaulich und mit großer Begeisterung von ungewöhnlichen Testmethoden, wie der Innenraumentlüftung im neu entwickelten Wartburg 353 berichten: „Bei geschlossenen Türscheiben ‚qualmten‘ wir zu fünft im 353 und überprüften so ganz pragmatisch, ob sich der Rauch über die Entlüftung während der Fahrt verzog.“