Der älteste seiner Art

Die schönsten Schätze findet man oft, wenn man gar nicht nach ihnen sucht. 

Gert Lorenz hing ein paar schönen Kindheitserinnerungen nach, als er 2013 auf einer tschechischen Internetseite einen Škoda 1000 MB der ersten Serie für 1.300 € fand. Einen, mit den Frontzierleisten noch um die Blinker herum, den so typischen Lufteinlässen und noch mit dem „Knick“ im Dach! Wunderbar! Seine Eltern hatten so einen besessen, und noch immer lächelte er bei den Gedanken, die sich um dieses Familienauto, die Ausfahrten, die Urlaube und das Schrauben daran zu DDR-Zeiten drehten. Der 1965er Wagen seiner Eltern war dann auch das erste Auto, das der junge Gert nach der Fahrschule selbst fuhr. Kein Wunder also, dass er sich noch lange darüber ärgern sollte, den geliebten Škoda kurz nach der Wende abgegeben zu haben. Ja, eine dieser typischen Nachwendeentscheidungen, als wir alle lieber Ford statt Škoda fahren und lieber Harry-Brot statt das aus dem Konsum essen wollten.

Doch im Januar 2013 konnte er diesen Fehler beheben und kaufte das Auto, bei dem der intakte Motor fast das einzige Licht am Ende des Schraubertunnels war. Also hieß es: Fahrzeug komplett zerlegen, einige Bleche anfertigen und einschweißen, Vorderachse ersetzen, Kabelbaum erneuern und immer wieder die nötigen Ersatzteile in Tschechien und bei Walter Graupe in Steinpleis zusammentragen.

Eine Extra-Motivation für Gert Lorenz war die Zahl 02398. Eine so frühe Seriennummer aus dem zweiten Produktionsmonat der Reihe – Mai 1964 – wies den 1000 MB als einen der ältesten seiner Art aus. Er ließ einen Fachmann der alten Schule aus Quirla, der früher Glaser und Sattler für Wartburg und Skoda war, die Sattlerarbeiten perfekt erledigen, reinigte Motor und Getriebe und fand unter dem blauen Anstrich den grauen Originallack. Damit wurde klar: Der Wagen soll in edlem Grau wiedererstrahlen! 

Rund 10.000 € später war der Wagen im Juni 2014, fast genau 50 Jahre nach der ersten Zulassung, bereit für ein neues Leben. Und bis heute  fährt er ohne Pannen durch die Landschaft und lässt erneut  Erinnerungen an die Kindheitsausflüge aufkommen. Zweimal ging es mit ihm auch zum Verkäufer Roman nach Marienbad, mit dem Gert nun eine Freundschaft verbindet. 

Übrigens, es existiert noch ein weiteres Modell, Baujahr August 1964, Seriennummer 05045. Beide Besitzer wussten vom jeweils anderen Fahrzeug, kannten sich persönlich jedoch nicht. Aber auch das wurde später bei einem Oldtimertreffen nachgeholt. 

Ein Škoda-Happyend für alle Beteiligten.