Auferstanden aus Ruinen

Kapitel 1: Erfolgreiche Suche
Zu Gast bei Freunden in Bulgarien wurde 2012 der Gedanken
geboren, sich wieder mal einen Lada zu zulegen.
Es wurde ein roter BA3 2106 vom Bulgarischen Komitee für Sicherheit. Trotz 12
Litern Hohlraumkonservierung und reichlich Unterbodenschutz trennte uns die
Hauptuntersuchung im Jahre 2018.
Nach knapp 7 Jahren Freude daran, beschloß ich den korrosionsgeschwächten Wagen
nicht mehr aufzubauen. Nach dem der Traum eines 1600er Ladas geträumt und
gelebt war, sollte nun ein gut erhaltener Lada 1500S, ein BA3 2107 her.
Der so genannten „Mercedes des Ostens“ war die Krone der Schöpfung für den
Normalsterblichen DDR Bürger und meist unerreichbar vor der Wende.
Das erste Ergebnis meiner Suchen war ein dunkelblauer 2107
mit 1600 cm³ Motor, 5 Ganggetriebe und hellgrauer Innenausstattung in Brüssel
für 3000.-€. Ein sehr schönes Auto auf den ersten Blick. Nach dem Buchen des
Fluges nach Belgien schickte mir der Verkäufer hochauflösende Fotos in denen
ein rostbraunes Fahrwerk zu erkennen war, schlecht instandgesetzten
Kotflügelspitzen, rostige Schweller, eine eingedrückte Heckschürze usw.. Ich
stornierte den Flug und fand einen weißen Lada 2107 in Kamenz bei einem Händler,
der einen guten Eindruck auf den Bildern machte.
Nach einem netten Telefongespräch fuhr ich zu ihm und schaute mir das Auto an.
Das Fahrzeug machte einen guten Eindruck. Die mitgebrachte
Magnetfolie haftete überall. Nur am Schweller links vor dem hinteren Radlauf
fand sich ein kleines Rostloch. Was soll’s….



O.K., dass Auto war über 30 Jahre alt und die Lüge von völlig rostfreien
Fahrzeugen aus Togliatti kann sich jeder selbst ausmalen. Ich war sehr stolz auf meine Errungenschaft. Zu meinem
persönlichen Pech, mußte ich eine gesundheitliche Pause einlegen und konnte mit
der Wiederinbetriebnahme nicht sofort loslegen.
Der Innenraum und der Antriebsstrang machten ebenfalls einen guten Eindruck.
Leider war die Lackierung, teilweise „liebevoll“ mit
dem Pinsel nachgemalt, nicht ganz so schön. Die Schalttafel war mit schwarzer
Folie beklebt um den mittigen Riß zu kaschieren.
Der Verkäufer erzählte noch, dass sich fast ein halbes Jahr keiner für das Auto
interessierte. Heute hätte er schon drei Nachfragen gehabt. Als Autoverkäufer
hätte ich das sicher auch erzählt.
Voller Euphorie und blinder Begeisterung schlug ich zu und holte das Auto eine
Woche später mit dem Hänger aus Kamenz ab.

Kapitel 2: Pionierauftrag: „Weißgardist“
Nach erfolgreicher Gesundung und dem pünktlich eingetroffenen Coronavirus, hatte ich durch Kurzarbeit viel Zeit das Projekt „Weißgardist“ zu beginnen.Den Beginn mit dem technischen Teil zu starten, sollte sich erst später als Reinfall entpuppen.
Das alte 4 Gang Getriebe wich einem neuen 5 Gang Getriebe und eine neue Kupplung mit Schwungscheibe fanden ihren Weg in den 07er. Der Gedanke alle Gummibuchsen zu ersetzen wurde zugunsten von neuen Querlenkern und Führungsstäben verworfen. Ein Satz Gasdruckstoßdämpfer ergänzten die Fahrwerksinstandsetzung.
Die Bremsanlage wurde vom Vorbesitzer komplett erneuert und benötigte keine weitere Zuwendung. So mein Information. Letztlich ersetzte ich die Bremse vorn, einschließlich der Radlager.

Die Vergasereinstellung wollte nicht so recht klappen und die Entscheidung für einen neuen Vergaser war schnell gefallen.
Zu guter Letzt ersetzte ich noch alle Schmierstoffe und
sonstigen Flüssigkeiten.
Nun stand dem Zerlegen des Weißgardisten für kleinere Ausbeularbeiten und für
die neue Lackierung nichts mehr im Wege. So dachte ich zumindest….

Kapitel 3: Der Spachteldampfer
Mit Hilfe einer DDR Kippvorrichtung begann ich den Lada für
die Lackierung zu zerlegen.
Das Unheil nahm seinen Lauf. Für die Lackierung wollte
ich natürlich kleiner Roststellen fachgerecht instandsetzen und die ganzen
kleinen Beulen und Dellen ausgleichen.
Die schon bekannten kleineren Durchrostungen im Schwellerbereich, sollten
verschweißt werden. Mit abnehmenden Anbauteilen vervielfachten sich die kleinen
rotbraunen Stellen, welche mich bei einem über 30 Jahre alten, noch dazu bei
einem sowjetischen Lada nicht wirklich überraschten. Blöd war nur, dass diese
Stellen immer mehr wurden und ich mich schon ärgerte, all diese Dinge vor
lauter Begeisterung für das Fahrzeug nicht vorher gesehen zu haben.
Liebe macht halt blind. Um alle Schadstellen
großflächig instandsetzen zu können, wollte ich sie natürlich blank schleifen. Mit
Hilfe des „Negerkekses“ und der Bohrmaschine ging es los. Nur war da nicht
allzuviel, was blank werden konnte.
Viele Stellen, an denen meine Magnetfolie beim Kauf super gehalten hat, waren
teilweise mit gut 5 mm dicker grau/grüner Spachtelmasse überzogen. Einige
Bereiche wurden schon mit lieblos aufgeklechsten Blechen stabilisiert.

Die rote Pest wurde mehr und mehr und ich immer mißmutiger.
Jedoch mußte es weiter gehen. Die Blöße, so einen Spachteldampfer gekauft zu
haben, wollte ich mir nicht geben. Außerdem hat die Auffrischung der
technischen Komponenten schon Zeit und Geld verschlungen, die nicht umsonst
gewesen sein sollten.
Dummer Weise machte mir die Arbeit Spass. Ohne viele technische Hilfsmittel,
kam ich mir vor, wie zu Zeiten meiner Lehre, welche nun schon solange zurück
lag, wie das Geburtsdatum des Ladas vor 30 Jahren.





Aller Mißmut über das Gefundene sollte sich noch steigern.
Da ich mir gut vorstellen konnte, wie es unter den Blechen aussah, schnappte
ich mir Hammer und Meißel, den Winkelschleifer mit Trennscheibe und befreit
meinen Weißgardisten von Teilen seiner Außenhaut. Da drunter sah es noch
verehrender aus.
Ich hatte das Gefühl, der Wagen hat noch nie eine fachgerechte
Hohlraumkonservierung gesehen. Werkseitig gab es anscheinend nicht mal eine
Tauchgrundierung im Werk. Unter der Beplankung kam größtenteils blankes Blech
zum Vorschein. Zugegeben, blank war es nicht mehr. Nun kam der Punkt an dem ich
mir eingestand, hätte ich die Technik nicht vorher schon in Ordnung gebracht,
jetzt hätte ich das Ding in die Hände der „Verdienten Presse des Volkes“
gegeben und verschrottet. Doch zu spät, ich machte weiter….


Da gab es nur eine sinnvolle Möglichkeit der braunen Pest
auf den Leib zu rücken. Angriff auf der ganzen Linie und großzügig
rausgeschnitten und blank geschliffen.
Dies möglichst in einfachen Formen um die Anfertigung der Reparaturbleche so
einfach wie möglich und somit so zeitökonomisch zu gestalten.
Bis lang habe ich vom Thema: Rostumwandler wenig gehalten. Bei meinem 2107 kam dieser nun oft zum Einsatz und erzielt recht gute Ergebnisse.

Zusätzlich zu den vielen, vielen kleineren Reparaturblechen kamen neue Kotflügel, Schweller und eine Kühlerschürze zum Einsatz. Leider sind die neuen russisch/ukrainischen Teile nicht nur preiswert, sie sind einfach nur billiger Plunder, dies erfordert eine große Menge an Zeit zum individuellen Anpassen der Karosserieteile. Spaß macht das keinen mehr! Die Passungen sind katastrophal. Beim Vergleich der beiden Kotflügelbänke stellte sich heraus, diese weisen einen Höhenunterschied von sage und schreibe 12 mm auf.
Es war nun erforderlich, den linken Kotflügel von der
Kotflügelbank zu lösen, diese gut einen 1 cm zu kürzen und den Kotflügel völlig
neu an seine Aufnahme anzupassen.
Dies sind alles Arbeiten, mit denen der Gelegenheitsschrauber deutlich
überfordert sein dürfte. Das ist was für einen echten „Blechbieger“.
Das Ergebnis konnte sich dennoch sehen lassen.
Zur Vorbereitung für den Lackauftrag sind umfangreiche
Spachtel- und Abdichtarbeiten notwendig. Je dunkler der Farbton sein soll, des
so genauer müssen diese Arbeiten durchgeführt werden. Die Farbe Weiß oder
Silber sind sehr dankbare Farbtöne und verzeihen kleinere Unachtsamkeiten.
Um eine wirklich glatte Oberfläche zu erstellen, empfiehlt es sich die Hände
von allen Schleifmaschinen zu lassen. Große von Hand bewegte Schleifklötze mit
möglichst frischem Schleifpapier ergeben oft das beste Ergebnis um einer Fläche
die gewünschte glatte Oberfläche zu geben.
Spachtelstellen sind hygroskopisch. Sie sollten immer mit Rostschutz bzw.
Washprimer gegen Feuchtigkeit geschützt werden und niemals wird Spachtelmasse
naß geschliffen.
Um sein Oberflächenergebnis zu prüfen und das blanke Blech vor
dem eigenen Handschweiß zu schützen, sind feine Stoffhandschuhe, wie sie einige
Fahrzeughersteller zusammen mit abnehmbaren Anhängerkupplungen liefern, die
beste Wahl.
Der nun neu auf der Kotflügelbank angebrachte
Kotflügel, war leider in der Bündigkeit zur Motorhaube noch nicht ganz optimal.
Die hinteren Seitenteile benötigten auch eine Oberflächenoptimierung. Auch wenn
hier oft diverse Polyesterspachtel zum Einsatz kommen ist Schwemmzinn die Wahl
des Fachmanns. Leider ist die Fähigkeit der Verarbeitung des Materials in den
Jahren immer mehr verlorengegangen. Der aktuell angebotenen 2K
Epoxidharzspachtel oder Schwemmzinnersatz ist eine sehr gute Alternative
Unter Karosseriedichtmasse, zum Abdichten von Fugen sollte immer ein 2K
Grundierfüller aufgetragen werden.



Selbstverständlich sind auch die Falze nach dem Entrosten
und Grundieren mit Karosseriedichtmasse zu versiegeln.
Das Dach mußte großflächig ausgebeult werden. Die Ausschnitte der Front- und
Heckscheibe waren auch unterrostet und mußten bearbeitet werden.
Der Vorbesitzer des Wagens schien ein großer Freund von sperrigen Gegenständen
gewesen zu sein. Mit besonderer Freude schien er diese gern mit Hilfe der
Kofferklappe in den Kofferraum zu pressen. Dabei zog sich die Heckklappe viele
Beulen zu. Es ist nicht ganz einfach, eine neue Kofferklappe für einen Lada 2107
zu bekommen. Oft wird einem die Klappe vom Lada 2105 angeboten. Diese paßt zwar
auch in den Karosserieausschnitt, hat jedoch rechts und links zwei Absetzungen.
Der Deckel des Lada 2107 war und ist bis Anfang der 2000er Jahre glatt.
Das Loch für den Schließzylinder der Heckklappe muss am Neuteil unbedingt
nachgearbeitet werden vor der Lackierung. Das Loch ist viel zu klein und dummer
Weise auch nicht in der Mitte. Natürlich sind die Neuteile auch nicht an den
Kanten versiegelt.
Ein schönes Beispiel für die russische „Nicht ganz Perfektion“.



Kapitel 4: Oberflächenveredelung
Nach der umfangreichen Karosserieinstandsetzung, welche zugegebener Weise betriebswirtschaftlich nicht mal mehr in Eigenleistung einen wirklichen Sinn ergibt und dennoch stolz auf das bisher erreichte Ergebnis, war es nun Zeit, das Auto in die geschulten Hände des Oberflächenveredlers, kurz Lackierers zu geben. Ein Preisvergleich ist hier dringend zu empfehlen.Preise von 4500.-€ und mehr werde gern genannt. Jedoch werden die Preis immer geringer, je näher man der polnischen Grenze kommt. Die Kongruenz auf der anderen Seite der Grenze ist der artig groß, dass die Lackierfirmen auf der deutschen Seite gute Angebote machen wenn man keinen zeitlichen Druck aufbaut und das Auto zu einer Zeit zu ihnen bringt, wenn es gut paßt im Werkstattablauf des Lackierbetriebes.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Da der Lada vorher schon weiß war ist er es nun wieder geworden.


Um zu verhindern, dass „Großväterchen Rost“ sofort
wieder zuschlägt ist der Hohlraumkonservierung besondere Aufmerksamkeit zu
widmen.
Was das Material zu Konservierung angeht, hat jeder seine eigene Philosophie.
Ich bin kein Freund von aufgewärmten Fetten. Sobald es im Sommer wärmer wird
läuft diese Konservierung über all wieder raus und versaut einem
Innenausstattungen und Klamotten.
Ich habe gute Erfahrungen mit klassischem Hohlraumkonservierungsmittel z.B. von
Volkswagen gemacht. Dieses hat eine hohe Kriechfähigkeit und eine gute
Benetzbarkeit selbst auf blanken Blechen, besitzt hohe Korrosionsschutzanteile
und verdrängt Feuchtigkeit.
Es kann sogar auf rostigen Oberflächen aufgebracht, schießt diese Luftdicht ab und verhindert das Weiterosten. Hier sollte man auch nicht sparen beim Einbringen in die Hohlräume. Wenn man nicht weiß, wo Hohlraumkonservierung über notwendig ist am Lada, sollte man sich belesen. Nur die Stellen zu konservieren an die man gut ran kommt, macht keinen Sinn. Zur fachgerechten Verteilung des Konservierungsmittels ist eine Druckbecherpistole mit den entsprechenden Sonden notwendig. Um alle Hohlräume ausreichend zu konservieren benötigt man etwa 10 Liter Hohlraumkonservierungsmittel. Viel hilft hier viel. Zu beachten ist immer, die Wasserablauföffnungen nicht zu verstopfen und auch Flächen und Kanten zu benetzen.



Kapitel 5: Die alte Pracht kehr zurück
Leider kann ich meine Halle nicht beheizen und muß immer
eine Wetterlage abwarten, welche die notwendigen Temperaturen bringt um nicht
beim Wiederzusammenbau zu erfrieren.
Um viel Erfolg bei wenig notwendiger Arbeit zu sehen begann ich am Fahrzeugheck
mit dem Zusammenbau.
Dabei macht es durchaus Sinn alle Gummidichtungen zu ersetzen und die
Anlageflächen mit Hohlraumkonservierung zu benetzen. Die zuvor entrostete und
neu lackierte Anhängerkupplung fand wieder ihren Platz am Ladaheck. Die neuen
Stoßfänger sind von der Passung her so schlecht, dass der Radius des
Plastikgrundkörpers ein anderer ist als der der dazu gehörigen Chromleiste. Hier
half nur ein großzügiges Aufbohren der vorhanden Löcher um eine einigermaßen
akzeptable Optik zu erreichen.
Um der Moderne eine Chance zu geben, beschaffte ich mir die
„modernen“ und der Unfallsicherheit geschuldeten Eurotürgriffe. Diese sind
sogar recht griffgünstig. Leider wirken sie am Fahrzeug völlig deplaziert.
Selbst der Verbau der schwarzen Vollkunststoffschachtleisten und der moderneren
Außenspiegel verbesserten den optischen Eindruck nur minimal.
Trotz gutem Zureden meinerseits gefiel mir diese Modernisierung gar nicht.
Ich entschloß mich, um mich später nicht jedesmal zu ärgern, zum Rückbau meiner eigentlich gutgemeinten „Verschlimmbesserung“. Da dieser Lada über den starren Kassettenhimmel aus Kunststoff verfügt, muß vor seinem Einbau die Heckscheibe verbaut sein, da der Scheibengummi unter dem Himmel liegt.



Trotz einer Temperatur von knapp über 0°C versuchte ich mein Glück beim Einbau. Beim Nachsetzen der Verglasung im Karosserieausschnitt traf ich das Glas nicht mit der flachen Hand sondern eher mit dem Ballen, was die Heckscheibe sofort übelnahm und einen umfangreichen Staubsaugereinsatz hervor rief…. Schade! Glücklicher Weise konnte mein russischer Teilehändler kurzfristig mit Ersatz helfen.
Kapitel 6: Es wird wärmer – es kann weiter gehen.
Werkseitig verbaute Lada leider keine wirkliche Abdichtung
zwischen Tür und Türverkleidung. Nur eine störrische Folie am Fensterheber soll
eindringendes Wasser in den Türkörper ableiten. Das klappt nur bedingt wodurch
der Hartfaserkern der Türverkleidung Feuchtigkeit aufsaugt und wellig wird.
Dem vorzubeugen brachte ich erst eine innere Folie in jeder Tür an, welche eindringendes
Wasser wie konstruktiv geplant ableitet und eine äußere Folie, die die Tür
komplett zur Türverkleidung abschirmt.
Die neuen gepolsterten Armablage unterhalb der Scheiben,
haben eine sehr individuelle Formgebung und passe nur widerwillig an die Tür.
Das reine Vernieten brachte den gewünschten optischen Eindruck nicht. Nur zwei
schwarze Blechtreibschrauben am jeweiligen Ende ergaben eine einigermaßene
Passung.
Durch die feuchtigkeitsgeschuldete Welligkeit der Türverkleidungen sind die
originalen Befestigungsclips strak überfordert und brechen gern beim einclipsen
kaputt. Auch Wärme bringt hier nicht den gewollten Erfolg. Letztendlich setze
ich im Bereich der Türtaschen auch auf Blechtreibschrauben.



Das Armaturenbrett wurde von Vorbesitzer mit schwarzer Folie
überklebt um eine über die Jahre entstanden Riß zu verbergen. Der Gedanken,
eine neue Schalttafel zu verbauen wurde in die Tat umgesetzt. Der Ausbau ist
relativ einfach. Es sollte für diese Arbeit nicht zu kalt sein um die
Kunststoffnasen an Clips und Betätigungselementen zu schonen, wenn diese nicht
ersetzt werden sollen.
Der neue Instrumententräger zeigt wieder die typisch russisch/ukrainischen
Passungen. Viele Ausschnitte müssen nachgearbeitet werden um der Funktion
gerecht zu werden. An einigen Stellen ist die Aufschäumung viel zu dick an
anderer Stelle viel zu dünn. Vorgefertigte Bohrungen befinden sich an Stellen,
wo sie keiner braucht.
Die Passungen der Teile sind so schlecht, dass ohne entsprechende Nacharbeit
Neuteile beschädigt werden können.


Auf der alten Hutablage befanden sich vor der
Restaurierung zwei riesige Aufbauboxen, welche Heizlüftern glichen. Ich
entschied hier Lautsprecheraufbauten zu verwenden, welche zwar keinen
Schönheitspreis gewinnen werden, jedoch in die damalige Zeit passen und optisch
nicht so stark dominieren. O.K., ein Konzertsaal wird der Fahrgastraum damit
nicht.
Von einer Außenantenne habe ich Abstand genommen. Oft unterrosten die Bohrungen
oder der Antennenstab braucht unentwegt Zuwendung und Pflege. Die Aufgabe
übernimmt nun eine kleine elektrisch verstärkte Scheibenklebeantenne, die sich
hinter dem Immenspiegel versteckt.
Die Montage der neuen Frontscheibe war unproblematisch. Doch
der Einbau der neuen Heckscheibe brauchte besondere Zuwendung. Der Radius der
oberen linken Ecke der Heckenscheibe stimmt nicht mit dem dazu gehörigen
Karosserieausschnitt überein. Die Scheibe ist an dieser Stelle einfach zu
klein, so deckt der Scheibengummi den Karosserieausschnitt nicht ab und es
entstand ein etwa 3 mm breiten Spalt.
Ein Versetzen der Scheibe innerhalb ihres Ausschnittes brachte keine wirkliche
Verbesserung. Für ein dichtes und vor allem schön anzuschauendes Ergebnis
unterfütterte ich die Dichtung an der Scheibenecke mit einem kleinen
Gummischlauch. Damit füllt der Scheibengummi den Ausschnitt aus und sieht auch
gut aus.

Kapitel 7: Der letzte Schliff
Während der weiteren Komplettierung meines russischen Freundes, traten die schon erwähnten passigen Unzulänglichkeiten weiterhin auf. Besonders widerspenstig sollte sich die Blende der Schalttafel erweisen, welche die Defrosterdüsen einfassen soll. Diese ist eigentlich viel zu groß für das mies geschäumte Armaturenbrett. Selbstverständlich ist im Bereich der Defrosterdüsen deutlich zu viel Schäumung vorhanden. Die Blende läßt sich am besten einbauen, wenn die Frontscheibe noch nicht ihren Ausschnitt füllt. Da die Schalttafel den Scheibengummi teilweise abdeckt, empfiehlt es sich die oberen Befestigungspunkte erst nach dem Einbau der Scheibe zu fixieren.Schon am nächsten Tag riß die Blende in der Mitte. Selbstverständlich war alles fertig zusammen gebaut.


Somit knaupelte ich die Blende wieder raus um sie instand zu setzen. Die Instandsetzung hat super funktioniert. Damit sie nicht gleich wieder reißt, habe ich die Bruchstelle sogar verstärkt.
Nach dem ich die Blende trotz eingebauter Frontscheibe im
wahrsten Sinne des Wortes wieder rein gezaubert habe, brach sie an einer
anderen Stelle. Das ist doch immer so…. Irgendwann muß man sich halt mal
geschlagen geben…. Eine neue Blende ist schon besorgt. Sonst hat alles gut
funktioniert und kann sich, so denke ich sehen lassen.
Die elektrischen Leitung und Schalter für Nebellampen und
andere eventuelle Zusatzeinbauen habe ich gleich mit verlegt um nicht noch
einmal alles dafür ausbauen zu müssen.
Nach dem ersten mißglückten Versuch, die Nebellampen ohne Bohren an den
Stoßfängerhaltern anzubringen kamen die Erinnerungen an die Eurotürgriffe
gleich wieder hoch und ich bohrte zwei Löcher in die Frontschürze um die
Nebelscheinwerfer zu befestigen. Um den Böschungswinkel nicht zu sehr
einzuschränken, plazierte ich die Lampen so weit oben wie möglich.
Sie schließen nun fast mit der Stoßfängerunterkante unten ab. Vor dem Anbau des
Kühlergrills schwärzte ich den Karosserieausschnitt um den Kühler. Die
verbessert den optischen Eindruck von vorn, zumindest bei hellen Fahrzeugfarben
erheblich.

Bei der Versiegelung des Unterbodens griff ich wieder auf die bewährten Produkte des niedersächsischen Autoherstellers zurück. Der verwendete Unterbodenschutz (D 314 D39 A3) von dem man etwa 6 Liter, also zwei Gebinde für einen Unterboden benötigt, soll eine Entwicklung aus dem Schiffbau sein.
Vorher muß die zu beschichtende Fläche richtig saubergemacht werden. Der Hersteller empfiehlt die Fläche vorher mit einem Hochdruckreiniger der mit 100 bar Druck und einer Temperatur von 100°C arbeitet zu reinigen. Alle losen Reste alten Unterbodenschutzes und lose Korrosionsbestandteile sollen entfernt werden. Nach dieser Arbeit sieht man natürlich aus wie ein Schwein und ist klatsch naß und sollte die Kleidung und den Augenschutz entsprechend wählen. Bei dieser Arbeit zeigten sich noch zwei Stellen an denen Großväterchen Rost voll zugeschlagen hatte. Dies erforderter noch einmal kleinere Schweißarbeiten an der rechten Längsträgerspitze vorn und am verlängertem Motorraumlängsträger unter dem Fahrerfußraum. Pech – passiert!




Also rauf auf den Anhänger und zum Schweißen gefahren.
Nach dem alle Rückstände entfernt sind, muß der Unterboden
vollständig trocknen.
Der o.g. Unterbodenschutz kann mit dem Pinsel oder Spritzend aufgetragen
werden. Die Spritzapplikation empfiehlt sich an schlecht zugänglichen Stellen.
Den Rest der lackierten Karosserie sollte man gut schützen und nur bei einer
Temperatur von über 20°C arbeiten.
Selbstverständlich muß man Motor- und
Abgasanlagenteile vor dem Produkt schützen. Die Schichtdicke sollte gut 250 µm
betragen. Nach mehr als 4 Stunden Ablüftzeit kann noch eine zweite Schicht
auftragen werden um die Schichtdicke zu gewährleisten.
Diese Beschichtung läßt man mindestens 12 Stunden trocknen. Etwas länger ist
bei entsprechender Schichtdicke sinnvoll. Ich habe das Produkt gut 1 ½ Tage trocknen lassen.
Im zweiten Schritt wird der gesamte Unterboden noch
mit dem Unterbodenschutzwachs (D 316 D38
A2) versiegelt. Für den Lada habe ich etwa 6 Liter von dem Wachs benötigt. Gut
beraten ist man, wenn dieser Wachs eine Woche Zeit zum ablüften bekommt. Ist er
gut griffest ist jetzt der Zeitpunkt um die Träger des Unterbodens mit
Hohlraumkonservierungsmittel zu „fluten“.
Zum Thema: Hohlraumkonservierung empfehle ich sich zu belesen um möglichst alle
gefährdeten Stellen zu erreichen. Die beiden Querträger vor den vorderen
Wagenheberaufnahmen liegen direkt im Spritzwasserbereich. Sie sind leider von
unten nicht zugänglich. Um sie dennoch ausreichend zu konservieren bohrte ich
an der tiefsten Stelle ein Loch von der Größe der Bohrungen in den hinteren
Radkästen zur Konservierung der Schweller, dann kann man anschließend dieselben
Gummistopfen zum Verschließen verwenden. Die Gummistopfen habe ich dann noch
einmal mit dem Unterbodenschutzwachs versiegelt.

Einige Ersatzteilhändler bieten Kunststoffrandschalen für den Lada an. Da werkseitig keinerlei Befestigungsmöglichkeiten an der Karosserie vorgesehen sind, soll diese mit Blechtreibschrauben befestigt werden. Da die Radschalen dann direkt an den Schraubverbindungen anliegen, entstehen hier wieder tolle Rostansätze. Selbst im Radlauf sollen die Radschalen mit diesen Schrauben befestigt werden.
Da mache ich mir aber auch ohne Radschalen wenig Sorgen, es ist soviel Unterbodenschutz und Hohlraumkonservierung verarbeitet….


Die grauen aktuellen Räder des Lada‘s gefielen mir gar
nicht. Glücklicher Weise waren beim Kauf Winterräder mit den alten und völlig
vergammelten Originalfelgen dabei. Im Reserverad war schon der „Schlauch“ mit
der Felge verwachsen.
Ich zog die Winterreifen ab und brachte die Felgen zum Korundstrahlen und
anschließenden Pulverbeschichten.
Nun stand ich vor der Frage: Welche Reifengröße soll ich aufziehen. Möglich
sind beim Lada 2107 175/70 R13 oder 165/80 R13. Letzter werden wohl etwas
komfortabler sein und original wurden die Fahrzeuge mit 165 SR 13 Reifen in die
DDR geliefert, was den heutigen 165/80 R13 entspricht, welche dann auch das
Rennen bei mir gemacht haben.
Schon in der DDR Zeitschrift KFT (Kraftfahrzeugtechnik) 04/86 wurden die wenig schönen original grauen lackierten Felgen bemängelt. Das Silber finde ich, paßt gut zu dem BA3 2107.
Für die Hauptuntersuchung und das H-Gutachten muß ich noch das Licht einstellen. Den Weg des Handbremshebels habe ich für die HU entsprechend optimiert.
Die Schwellerleisten hatte leider eine ganz eigene Form,
nach ihrem Transport aus Belgien. Ich habe in Deutschland einfach keine
bekommen. Trotz größter Bemühungen waren sie nicht 100%tig glatt zu bekommen.
Aus optischen und praktischen Gründen verbaute ich die Seitenschutz- oder
Parkschutzleisten und gefallen haben sie mir ohne hin.
Ich meine, es streckt das Fahrzeug etwas….

Das ist nun das Endergebnis von gut 1 ½ Jahren Arbeit.
Kosten für den ganzen Spaß sind nebensächlich und betriebswirtschaftlich ohne
hin nicht darstellbar. Arbeitszeit, schmerzende Knochen und gelassene Nerven
habe ich nicht gezählt. Ich denke, dieses Ergebnis kann sich sehen lassen. Ein
Werksneuer BA3 2107 kann nicht besser gewesen sein. Mal sehen was der
Wertgutachter für die Versicherung in seine Einschätzung schreibt. Auf jeden
Fall habe ich nicht vor den Lada im Winter und möglichst auch nicht bei schlechtem
Wetter zu bewegen.
Der Lada wird jetzt noch schön saubergemacht, der Lack bekommt eine tolle Shine
Armor Versiegelung, falls das Zeug endlich mal geliefert werden würde. Wenn
nicht wird bewährter Wachs aufgebracht, wie alt hergebracht!

