Neues gewaltiges Ausstellungsstück im August Horch Museum 

Aerodynamik nun auch dauerhaft ein Thema

Es ist kein Automatismus – aber besonders „charismatische“ Ausstellungsstücke einer Sonderausstellung finden schon mal den Weg in die Dauerausstellung, wie aktuell der Audi Jaray (1:1 Schaumstoffmodell). Bereits um 1910 tauchten erstaunliche Ideen auf, Karosserieformen von Motorwagen dem Luftstrom anzupassen. Zu dieser Zeit diente allerdings die Lenkung des Luftstroms um die Karosserie herum nicht dem Zugewinn von Geschwindigkeit, sondern in erster Linie der geringeren Aufwirbelung des Straßenschmutzes von den in der Regel unbefestigten Straßen. In den 1920er Jahren erkannten Techniker und Flugzeugingenieure die Aerodynamik als wissenschaftliches Thema zur Verringerung des Luftwiderstandes und des Brennstoffverbrauches sowie zur Verbesserung der Langstreckentauglichkeit von Automobilen. Einer der einflussreichsten Aerodynamiker war der österreichische Ingenieur Paul Jaray.

Von den ersten Jaray-Fahrzeugen auf Fahrgestellen der Marken Ley, Dixi und Audi hat keines die Zeiten überdauert. Seit der Vorstellung dieser Prototypen sind nun 100 Jahre vergangen. Um ein Gespür für die frühesten Umsetzungen von konsequenter Stromlinienform zu vermitteln, ist extra für die Sonderausstellung „Windschnittig“ 2023 ein Schaummodell des Audi in originaler Größe geschaffen worden. Grundlage dafür waren Fotos und Dokumente aus der Zeit Paul Jarays. Auf ihrer Grundlage erschuf die Westsächsische Hochschule Zwickau einen virtuellen Nachbau der äußeren Form am Rechner. Das gezeigte Modell besteht in seinem Inneren aus einem Holzkörper, auf dem ein hochfester Modellierschaum angebracht wurde. Dieser Schaum wurde dann von einer 3D-Fräse gemäß dem Datensatz abgetragen. Anschließend hat das Modell eine weißsilberne Farbgrundierung erhalten, die dem originalen Farbton von 1923 nachempfunden ist.

Physikalisch betrachtet: 
1923 waren die Automobile kastenförmig gestaltet und wurden von Jaray abschätzig Klötze genannt. Ihre cw-Werte lagen zwischen 0,6 und 0,8. In diesem Jahr konnte die Jaray‘sche Stromlinienform mit cw-Werten von ca. 0,35 glänzen – einem Wert, der nur halb so groß war. 
Doch was genau ist der sogenannte cw-Wert? Er wird auch Widerstandsbeiwert genannt und ist zunächst eine dimensionslose Zahl (d.h. ohne Einheit), die einen linearen Anstieg der Luftwiderstandskraft bewirkt. Ein höherer cw-Wert hat demnach einen proportional höheren Luftwiderstand zur Folge – dieselbe Geschwindigkeit erfordert mehr Kraft. 
(ρ = Dichte des Gases, A = Stirnfläche, v = Geschwindigkeit) 
Der cw-Wert ist eine für jeden Körper spezifische Zahl, die erst nach der Messung von Kräften errechnet wird. 1923 weitgehend unbekannt, ist diese Zahl heute zwar geläufiger, setzt aber dennoch einen Windkanal voraus. Windkanäle sind allerdings kostspielige Anlagen, die im frühen 20. Jahrhundert erst im Entstehen waren. Jaray und die Ingenieure der Zeit nutzten daher andere, einfachere Wege, um die Vorteile der Stromlinienkarosserie zu ermitteln – und werbetechnisch wirksam zu vermarkten: 
1) Sie ließen die Fahrzeuge von Anhöhen herunter ausrollen und maßen die Strecke bis zum Stillstand 
2) Sie schauten, wie weit sie mit einer bestimmten Menge Benzin fahren würden 
3) Sie ermittelten die Höchstgeschwindigkeit 
Beim Vergleich des Jaray auf einem Chassis des Ley 6/16 PS mit einer herkömmlich karossierten Limousine des gleichen Typs ergaben sich folgende Vergleichswerte, die sich sehen lassen konnten: 
1) Rollten die normalen Wagen 725 Meter, so brachte es der Jaray auf 978 Meter. 
2) Mit einem Liter Benzin brachte es der Jaray-Wagen zudem auf eine Strecke, die 41 % größer war, als die des serienmäßigen Ley-Fahrzeuges. (Beide bei ca. 40 km/h) 
3) Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 130 km/h statt 90 km/h (Messung am Audi Typ C mit Jaray Karosserie)

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